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"Der coolste Diktator der Welt" : El Salvadors Präsident zockt mit seinem Land

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El Salvadors Staatschef Nayib Bukele gilt für viele als Hoffnungsträger. Andere glauben, er treibe sein Land in den Ruin. Besonders sein Bitcoin-Experiment spaltet die Geister.

El Salvadors Präsident Nayib Bukele. Archivbild
2021 hat El Salvadors Präsident Nayib Bukele Bitcoin als Währung für sein Land eingeführt.
Quelle: Rodrigo Sura/epa

Wer versuchen möchte, Nayib Bukele zu verstehen, muss vielleicht einmal nach El Zonte an El Salvadors Pazifikküste gereist sein. Dort im Surfer-Paradies nämlich begann El Salvadors Geschichte der schönen neuen Krypto-Welt. Der kleine Strandort ist mittlerweile unter dem Namen "Bitcoin Beach" weltberühmt - nicht nur wegen seiner fantastischen Wellen, sondern weil es der erste Ort war, an dem Bitcoin überall als Zahlungsmittel akzeptiert wurde. Viele Menschen in El Salvador haben kein Bankkonto. Bitcoin gibt ihnen die Möglichkeit, unabhängig davon Geld zu empfangen.

Viele glauben, der Erfolg von Bitcoin Beach habe El Salvadors Präsidenten inspiriert, das ganze Land in eine Krypto-Welt zu verwandeln. 2021 macht er Bitcoin zur nationalen Währung. Er will Hightech-Firmen und Groß-Investoren anlocken, die Aufschwung und Arbeitsplätze bringen.

Der frühere Werbeprofi weiß, wie er die Öffentlichkeit für sich gewinnen kann. Er hat mehr Social-Media-Follower als sein Land Einwohner. Vor seiner Rede bei den Vereinten Nationen 2019 ließ er es sich nicht nehmen, erst mal ein Selfie von sich zu machen und spottete vor der Vollversammlung: "Glaubt mir, dieses Foto werden viel mehr Leute sehen als meine Rede."

Bukeles steile Karriere

Seine freche und spitzbübische Haltung kommt bei vielen gut an. Bukele geriert sich gerne als moderner Reformer mit glänzenden Umfragewerten. Früh startete er in seinem Leben durch. Mit 18 Jahren eröffnet er einen Club, arbeitet dann in der PR- und Werbebranche. Sein Studium bricht er ab. Als er 30 ist, trifft er die Entscheidung, Politiker zu werden.

Nayib Bukele, der Präsident El Salvadors, stylt sich gerne als junger, hipper, Tech-affiner Rebell mit umgekehrt aufgesetzter Baseballkappe und frechen Sprüchen auf Twitter.

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2012 tritt er für die linke Guerillapartei Frente Farabundo Martí para la Liberación Nacional (FMLN) als Bürgermeister von Nuevo Cuscatlán an und gewinnt die Wahl. Drei Jahre später wird er Bürgermeister der Hauptstadt San Salvador. 2017 gründet er seine eigene Partei "Nuevas Ideas" - übersetzt "Neue Ideen". Zwei weitere Jahre später ist er Präsident El Salvadors.

Fragwürdiger Glanz: Bukele geht gegen Kritiker vor

Bukele steht für Erfolg. Er ist aber auch ein Mann, der dafür bekannt ist, Institutionen für sich zu instrumentalisieren. Er selbst hatte sich in seinem Twitter-Profil mal scherzhaft als den "coolsten Diktator der Welt" bezeichnet. Tatsächlich ist dieser Titel gar nicht so unpassend, eingedenk seines Auftretens und autoritären Handelns.

So ließ er beispielsweise 2021 kurzerhand ihm unliebsame Richter und Staatsanwälte feuern. Nach der Gleichschaltung der Justiz folgte dann die Umschreibung der Verfassung, sodass er 2024 zur Wiederwahl antreten kann. Auch gerät oft in den Hintergrund, dass seine Bitcoin-Politik auch zulasten von Menschenrechten geht. So werden unter anderem Kritiker seiner Pläne einfach weggesperrt.

Aufgrund von Kämpfen zwischen kriminellen Banden gilt in El Salvador bereits seit Ende März der Ausnahmezustand. Am Samstag wurde nun eine Großstadt abgeriegelt.

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Bitcoin-Experiment wirtschaftlicher Selbstmord?

Und so muss sich der gerade mal 41-Jährige auch viel Kritik gefallen lassen. Zahlreiche Experten halten sein Bitcoin-Experiment für wirtschaftlichen Selbstmord. Der Internationale Währungsfonds gibt El Salvador kein Geld mehr. Im Januar muss das Land Schulden von mehr als 660 Millionen Dollar begleichen. Es droht der Staatsbankrott. Und keiner weiß, was Bukele mit den vielen Bitcoin anstellt, die er mit Steuergeldern kauft.

Steuern in Bitcoin zahlen? Klingt futuristisch, ist aber möglich. Allerdings nicht in Deutschland sondern im zentral-amerikanischen El Salvador. Seit September 2021 hat das hochverschuldete Land die Krypto-Währung zum gesetzlichen Zahlungsmittel gemacht.

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Ruth Lopez von der Menschenrechtsorganisation "Cristosal" kämpft seit langem gegen ebendiese Intransparenz. In einem Interview sagt sie uns: "Wir Salvadorianer verlangen vor allem Transparenz. Es gibt keine offizielle Autorisierung für den Ankauf von Bitcoin. Der Präsident selbst hat auf Twitter gesagt, dass er auf der Toilette Bitcoin kauft. Das hat ernsthafte Auswirkungen, vor allem angesichts der großen Währungsverluste."

Bukele hat Geschäfte per Gesetz verpflichtet, Bitcoin zu akzeptieren. Diese schöne neue Krypto-Welt gibt es aber bisher nur am Bitcoin Beach. Im Rest El Salvadors ist die digitale Währung bisher nicht viel mehr als die Vision eines zwielichtigen Staatschefs, der sich allzu gerne in seinem angeblichen Erfolg sonnt.

Revolution oder Spekulation? Der Traum vom schnellen Geld - wer in Kryptowährungen investiert, kann mit wenig Aufwand reich werden, heißt es.

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