Minister Wissing hat vor einem überstürzten Stopp russischer Energielieferungen nach Deutschland gewarnt. Man müsse sich Zeit nehmen für eine neu ausgerichtete Energieversorgung.
Bundesverkehrsminister Volker Wissing hat vor einem überstürzten Stopp russischer Energielieferungen nach Deutschland gewarnt.
Das könne kein verlässlicher Partner sein, sagte der FDP-Politiker den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. "Wir müssen uns aber die nötige Zeit nehmen, um unsere Energieversorgung neu zu gestalten."
Wissing warnte, sonst löse man Prozesse aus, "die uns selbst handlungsunfähig machen". "Unser gesellschaftlicher Zusammenhalt darf nicht erodieren", sagte er weiter.
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Röttgen: "Deutsche Position wird keinen Bestand haben"
Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen dagegen sagte der "Augsburger Allgemeinen", "die deutsche Position, weiter Gas und Öl aus Russland zu kaufen, wird keinen Bestand haben". Er erwartet, dass es mehr und mehr Tote und Flüchtende geben wird. "Wie soll Deutschland dann noch erklären, dass nicht alles getan wird, um das zu beenden?" Irgendwann werde die Bundesregierung umfallen, sagte Röttgen der Zeitung.
"Und dann wird man zu Recht die Frage stellen, warum sie das nicht schon Wochen vorher getan hat, um den Krieg schneller zu beenden." Der CDU-Politiker warnte vor einem langen Krieg in der Ukraine. "Dieser Krieg wird sicher noch Monate dauern."
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Habeck: Bis Herbst kompletter Verzicht auf russische Kohle
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte am Freitag von Fortschritten auf dem Weg zu weniger russischen Gas-, Öl- und Kohleimporten berichtet. Deutschland sei dabei, seine Energieabhängigkeit von Russland in hohem Tempo zu verringern und die Energieversorgung auf eine breitere Basis zu stellen, hieß es in einem "Fortschrittsbericht Energiesicherheit" seines Ministeriums.
Bis zum Sommer werden demnach die russischen Ölimporte nach Deutschland voraussichtlich halbiert sein. Mit dem Ende des Sommers und zum Herbst hin könne Deutschland komplett auf russische Kohle verzichten, sagte Habeck.
Anteil russischer Gaslieferungen gesunken
Beim Gas ist die Lage komplizierter. Der Anteil der russischen Gaslieferungen sank aber laut Ministerium bereits von 55 auf 40 Prozent. Bis zum Sommer 2024 könne es gelingen, bis auf wenige Anteile unabhängig von russischem Gas zu werden, sagte Habeck.
Das hänge aber auch vom Tempo des Ausbaus der erneuerbaren Energien ab - sowie von einer konsequenten Senkung des Verbrauchs auf allen Ebenen.
Deutschland hatte in den vergangenen Jahren etwa 35 Prozent seines Öl-Bedarfs und rund die Hälfte der Kohle aus Russland bezogen. Beim Gas waren es 55 Prozent. Viele Staaten fordern wegen des russischen Einmarsches in die Ukraine ein Energie-Embargo
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Wegen der Ukraine-Invasion will die Bundesregierung weg von russischem Gas. Doch Deutschlands Abhängigkeit ist groß, deswegen wehrt sich die Regierung gegen ein sofortiges Embargo.