Zum ersten Mal seit der Ermordung des Regimekritikers Khashoggi ist Präsident Erdogan nach Saudi-Arabien gereist. Die beiden Länder wollen ihre Zusammenarbeit ausbauen.
Bei seinem ersten Besuch in Saudi-Arabien seit dem Mord an dem Journalisten Jamal Khashoggi in der Türkei ist der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan mit Kronprinz Mohammed bin Salman zusammengetroffen. Beide Seiten hätten über Wege gesprochen, die Zusammenarbeit in allen Bereichen auszubauen, berichtete die staatliche saudische Nachrichtenagentur SPA nach dem Treffen.
Erdogan besuchte auch die für Muslime heilige Stadt Mekka. Millionen Muslime begehen derzeit und noch bis Anfang kommender Woche den Fastenmonat Ramadan.
Annäherung an Saudi-Arabien
Erdogan hatte zuvor schon von einer "neuen Ära der Zusammenarbeit als zwei brüderliche Staaten" gesprochen. Seiner Ansicht nach sei "eine verstärkte Zusammenarbeit in Bereichen wie Verteidigung und Finanzen in beiderseitigem Interesse".
Von türkischen Staatsmedien veröffentlichte Bilder zeigten auch ein separates Treffen mit König Salman, dem Vater des Kronprinzen. Unabhängige Medien sind bei Erdogans Reise gesperrt.
Die Türkei, die sich in einer Wirtschaftskrise befindet, bemüht sich seit einigen Monaten um eine Annäherung an Saudi-Arabien. Erst vor drei Wochen hatte die türkische Justiz ihre Ermittlungen im Fall Khashoggi eingestellt.
Mord an Khashoggi
Der 59-jährige Regierungskritiker war am 2. Oktober 2018 im saudiarabischen Konsulat in Istanbul ermordet worden. Er hatte dort einen Termin zur Vorbereitung der Hochzeit mit seiner Verlobten, einer türkischen Staatsbürgerin.
Nach offiziellen Angaben aus der Türkei und den USA wartete in der Vertretung ein 15-köpfiges Kommando aus Saudi-Arabien, ermordete ihn, zerstückelte seine Leiche und ließ die Überreste verschwinden.
Spannungen zwischen Ankara und Riad
Der Mordfall hatte international Empörung ausgelöst und die ohnehin schwierigen Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und der Türkei belastet. Erdogan machte seinerzeit Riad für den Tod des Journalisten verantwortlich, ohne jedoch direkt den Kronprinzen zu beschuldigen.