Nach der brutalen fremdenfeindlichen Attacke in Erfurt sind die Verdächtigen schon wieder auf freiem Fuß - sehr zum Ärger von Thüringens Innenminister Maier.
Nach dem Angriff auf drei Migranten am Samstag in Erfurt sind die vorübergehend festgenommenen Tatverdächtigen wieder auf freiem Fuß. Die Ermittler gehen weiter von einem fremdenfeindlichen Motiv aus, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Sonntag sagte. Die zwölf Festgenommenen seien weiterhin tatverdächtig, es gebe aber keinen Haftgrund.
Minister: Freilassung für Opfer eine Katastrophe
Thüringens Innenminister Maier (SPD) twitterte nach der Entscheidung der Staatsanwaltschaft: "Die Nazi-Schläger von Erfurt laufen alle wieder frei rum. Ich weiß, dass es mir nicht zusteht, die Justiz zu kritisieren. Aber für die Opfer und die Menschen am Herrenberg ist das eine Katastrophe."
Bei dem Angriff wurde - laut Polizei - einer der aus Guinea stammenden Männer schwer, ein weiterer leicht verletzt. Beide wurden ins Krankenhaus gebracht. Die drei Männer waren in der Nacht zu Samstag an einem polizeibekannten Ort der rechten Szene vorbeigegangen und dort sofort verbal und dann auch tätlich von gut zehn Männern attackiert worden.
Polizei: Fremdenfeindlicher Übergriff
Die Polizei sprach von einem "fremdenfeindlichen Übergriff". Laut Innenminister Maier zeigt der Vorfall eine steigende Gewaltbereitschaft in rechtsextremistischen Strukturen.
Herrenberg heißt das Plattenbaugebiet im Erfurter Südosten, wo sich die Tat nachts gegen 3 Uhr vor dem Treffpunkt der rechten Szene ereignet hatte. In Thüringer Sicherheitskreisen wird davon ausgegangen, dass sich in dem Szenetreff, vor dem der Angriff erfolgte, auch Mitglieder oder Sympathisanten der rechtsextremistischen Kleinstpartei Dritter Weg regelmäßig aufhalten. Die Polizei äußerte sich dazu nicht.
Linke-Abgeordnete: Zweiter massiver Neonazi-Übergriff
Linken-Landtagsabgeordnete Katharina König-Preuss erklärte, es sei bereits der zweite massive Neonazi-Übergriff in Erfurt innerhalb weniger Wochen. König-Preuss, die Sprecherin für Antifaschismus und Antirassismus der Fraktion ist, nannte ein Verbotsverfahren gegen den Dritten Weg überfällig.
In Thüringens Landeshauptstadt protestierten am Samstag Hunderte Menschen gegen Rechtsextremismus. Polizei und Veranstalter sprachen von etwa 400 Teilnehmern. Hintergrund war ein Vorfall am vorletzten Juli-Wochenende vor der Staatskanzlei, bei dem eine Gruppe Jugendlicher angegriffen und verletzt wurde. Einige der Angreifer haben nach Angaben der Ermittlungsbehörden einen rechtsradikalen Hintergrund. Die Ermittlungen dazu laufen ebenfalls noch.