Der Konvoi vor Kiew rückt kaum vor - dies sei ein Zeichen dafür, wie sicher sich die Russen fühlen, sagt Ex-General Vad. Sie würden sich wohl auf den Kampf um Kiew konzentrieren.
"In den nächsten Tagen wird es sich militärisch sehr stark auf Kiew fokussieren", so Erich Vad, Brigadegeneral a. D., ehemaliger militärpolitischer Berater von Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Sehen Sie oben das ganze Interview im Video und lesen Sie es hier in Auszügen. Das sagt Brigadegeneral a.D. Erich Vad zu der Frage ...
...wie russische Truppen Kiew nach einer Einnahme kontrollieren könnten
"Kiew hat einen hohen Symbolwert", sagt Ex-General Vad im ZDF. Ukrainische Truppen kämpften zwar "tapfer" um städtische Zentren wie Kiew.
Perspektivisch bestehe laut Vad für die ukrainischen Truppen demnach keine Aussicht darauf, sich dauerhaft gegen die russischen Truppen durchzusetzen. Aus militärischer Sicht sei es sinnvoller, "den ukrainischen Widerstand in den Westen der Ukraine zu ziehen". Dort sei man direkt an den Versorgungslinien des Westens und habe mehr Möglichkeiten, erklärte der Ex-General weiter. Kämpfe um Städte wie Kiew hätten reinen Symbolcharakter.
...warum Fluchtkorridore auch im Interesse Russlands sind
Bei Kämpfen in einem urbanen Umfeld gebe es immer große Verluste in der Zivilbevölkerung, weil die Kämpfer "aus der zivilen Infrastruktur ihre Verteidigung organisieren", so Vad. Um in Städte wie Kiew vordringen zu können, brauche der Angreifer eine "zigfache Überlegenheit".
Die Korridore seien "existenziell für die Gesamtlage", sagt Vad im ZDF. Die russische Strategie im Ukraine-Krieg sei es, die großen urbanen Zentren einzukesseln und viele Flüchtende hinauszulassen. "Viele können da aber gar nicht raus, wollen da auch gar nicht raus", sagte Vad weiter. Dies sei eine sehr schwierige Situation.
"Die Russen gehen in diese Städte punktuell rein, um regierungswichtige Gebäude, militärische Infastruktur zu neutralisieren." Dies sei die Strategie der Russen, mit der sie sich auch Zeit ließen, so der Ex-General.
Deswegen sei es wichtig, dass der Westen darauf drängt, diese Fluchtkorridore zu erhalten. Diese würden nicht die Kriegsführung an sich behindern, sondern seien "eine rein humanitäre Sache".
... warum der kilometerlange russische Militärkonvoi seit Tagen nicht vorzurücken scheint?
Der Konvoi stecke nicht fest, so Vad. "Man sieht eigentlich daran, dass die Russen sich sehr sicher fühlen." Es gebe keine ukrainische Luftwaffe, die Ukrainer hätten keine Möglichkeit, dieses "lächerlich wirkende Ziel - militärisch betrachtet - auszuschalten".
Vad geht davon aus, dass sich die Kriegsaktionen in den nächsten Tagen stark auf Kiew konzentrieren werden. "Und das ist für die Ukrainer, die tapfer verteidigen, die wirklich sehr beeindruckend tapfer kämpfen, eine hohe Kampfmoral haben, eine sehr schwierige Ausgangslage."
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