Faeser auf Islamkonferenz: Weniger ausländische Prediger

    Deutsche Islamkonferenz:Faeser will weniger ausländische Prediger

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    Der Kampf gegen Muslimfeindlichkeit, aber auch die Einschränkung des Einflusses ausländischer Imame sind Schwerpunkte der Deutschen Islamkonferenz. Das betont Ministerin Faeser.

    Nancy Faeser am 07.12.2022 in Berlin
    Bundesinnenministerin Nancy Faeser
    Quelle: Reuters

    Der Einfluss ausländischer Imame auf islamische Gemeinden in Deutschland soll nach Willen von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) deutlich gemindert werden. "Ich will die staatliche Entsendung von Imamen aus dem Ausland nach Deutschland schrittweise reduzieren, mit dem Ziel, sie zu beenden", sagte sie am Mittwoch zum Auftakt der Deutschen Islamkonferenz (DIK) in Berlin. Dies betreffe insbesondere die Türkei.
    Faeser betonte, sie halte es für integrationspolitisch wichtig, dass mehr in Deutschland sozialisierte und in deutscher Sprache ausgebildete Imame in islamischen Gemeinden tätig würden. Weniger ausländische Abhängigkeiten oder Einflussnahme erleichterten es deutschen Muslimen, mit ihrem Glauben in Deutschland heimisch zu werden.

    Auch "mehr Miteinander" wichtig

    Im Mittelpunkt der deutschen Islamkonferenz steht nach Aussage von Nancy Faeser zudem das "Miteinander zu reden statt übereinander" - das sei eine der wichtigsten Errungenschaften der Deutschen Islamkonferenz (DIK). Die DIK ist das zentrale Forum für den Dialog und die Kooperation zwischen dem Staat und den Musliminnen und Muslimen in Deutschland.

    Wir bekämpfen Muslimfeindlichkeit. Wir wollen die Teilhabe der Muslime und der muslimischen Gemeinden verbessern.

    Nancy Faeser (SPD), Bundesinnenministerin

    In der neuen Phase der Deutschen Islamkonferenz, sei es sehr wichtig, die Vielfalt des muslimischen Lebens abzubilden. Denn das muslimische Leben in Deutschland sei in den vergangenen Jahren bunter geworden, betonte die Ministerin.

    Ziel: Weniger ausländische Prediger

    In dieser neuen Phase der DIK zählt neben der Bekämpfung von Muslimfeindlichkeit die Förderung der Ausbildung islamischer Prediger in Deutschland zu den Prioritäten von Faeser. Die SPD-Politikerin sagte, sie wolle

    die staatliche Entsendung von Imamen nach Deutschland schrittweise reduzieren mit dem Ziel, sie zu beenden.

    Nancy Faeser (SPD), Bundesinnenministerin

    Dazu sei ihr Ministerium bereits im Austausch mit der türkischen Religionsbehörde. Staatssekretärin Juliane Seifert habe dazu in der vergangenen Woche in Ankara Gespräche geführt. Deutschsprachige Imame, die auch die Lebensrealität in Deutschland kennen, seien auch im Interesse der Gemeinden, betonte Faeser.

    Imam-Ausbildung schon lange Problemthema

    Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) bildet inzwischen einen Teil ihres Personals in einem eigenen Zentrum in der Eifel aus. Das Islamkolleg Deutschland wurde Ende 2019 als Einrichtung für die islamtheologische praktische Ausbildung in Osnabrück gegründet. Auch hier sollen - verbandsunabhängig - deutschsprachige Imame und weiteres religiöses Betreuungspersonal ausgebildet werden.

    Weniger ausländische Abhängigkeiten oder Einflussnahmen machen es deutschen Muslimen leichter, mit ihrem Glauben in Deutschland heimisch zu sein.

    Nancy Faeser (SPD), Bundesinnenministerin

    Die Ausbildung von Imamen in Deutschland bildete bereits in den vergangenen Jahren unter dem damaligen Innenminister Horst Seehofer (CSU) einen Schwerpunkt der DIK.

    Studie zur Muslimfeindlichkeit: Ergebnisse im Sommer

    Die Bundesregierung hat außerdem eine große Studie zur Muslimfeindlichkeit in Auftrag gegeben, die den Fokus auf die Situation der Betroffenen legt. Erste Ergebnisse werden im kommenden Sommer erwartet.
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    Er persönlich habe Muslimfeindlichkeit nicht erlebt, sagte der Sprecher des Koordinationsrats der Muslime, Eyüp Kalyon. Vor allem Kopftuch tragende Musliminnen berichteten aber häufig von "Ausgrenzungserfahrungen", fügte Kalyon hinzu, der in der Ditib die Imam-Ausbildung verantwortet.
    Seitdem die Islamkonferenz 2006 ins Leben gerufen wurde, gab es immer wieder Streit darüber, wer die Interessen der Muslime dort vertreten sollte - die konservativen Dachverbände, liberale Moscheegemeinden oder auch säkulare Muslime. Von Seiten der islamischen Verbände war mehrfach kritisiert worden, der Fokus werde bei der DIK zu stark auf Sicherheitsfragen und den radikalen Islamismus gelegt.

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