Sieben der mächtigsten Staats- und Regierungschefs haben beim Gipfel in Elmau beschlossen, wie sie mit Ukraine-Krieg, weltweitem Hunger und Erderwärmung umgehen wollen. Was bleibt?
"Nichts ist mehr so, wie es war." Dieser heutige Satz des Kanzlers war Gegenwartsanalyse und Arbeitsauftrag für diesen G7-Gipfel zugleich. Deshalb hatten die deutschen Gastgeber schon im Vorfeld - durch die gezielte Einladung von zusätzlich fünf zentralen Mächten des globalen Südens - dafür gesorgt, dass die G7 sich maximal mit der Neuen Weltordnung befassen mussten.
Natürlich haben die mächtigen Sieben viel "klassisches Reaktionsregieren" geboten und abgearbeitet, sie haben auf die aktuellen Krisen und vor allem den mitten in Europa tobenden Ukraine-Krieg reagiert.
Im Zeichen von Ukraine-Krieg und Klimakrise geht der G7-Gipfel auf Schloss Elmau zu Ende. Sehen Sie hier das ZDF spezial.
Noch mehr Sanktionen gegen Putins Russland
Viele der Beschlüsse spiegeln das auch wider: Die G7 unterstützen die Ukraine so lange es nötig ist. Und die Sanktionen gegen Russland bleiben ebenfalls so lange bestehen, wie nötig.
Und neue Sanktionen kommen hinzu, wie etwa die Beschränkung von Technologieexporten für Russlands Rüstungsindustrie - wobei man sich fragt, wieso nach Monaten des Krieges überhaupt so etwas noch geliefert werden durfte? - dazu Sanktionen von vier der G7 gegen russische Goldexporte sowie Milliarden gegen die Ernährungskrise als Folge der ausbleibenden ukrainischen Getreideexporte.
Gemeinsames Bekenntnis zum Völkerrecht
Aber, der Gipfel blickte weiter: Längst sind die G7 nicht mehr durchgängig die stärksten Industrienationen der Welt, längst gibt es da auf der Welt machtvolle Player, die - obwohl Demokratien - viel zu lange ignoriert wurden und längst vielfach eingebunden sind in Geschäfte und Beziehungen mit autoritären Staaten wie Russland und China.
Elmau ist ein Ort der Ruhe und der weiten Blicke. Es mag zur berichteten entspannten Atmosphäre beigetragen haben - und für den unverstellten Blick auf die jeweiligen Perspektiven des anderen. Auch wenn die Gäste der G7 wahrlich nicht alle Kritik an Russland teilten, das gemeinsame Bekenntnis u.a. zum Völkerrecht ist ein wichtiger gemeinsamer Schritt.
Werben um G7-Werte mit Milliarden
Und der Club der Wohlhabenden wurde seinem Ruf gerecht, indem er sein Werben um Werte verband mit großen Summen: 600 Milliarden Investitionen sollen einen Kontrapunkt gegen die neue Seidenstrasse der Chinesen setzen.
Denen man auch ansonsten noch klare Worte aufgeschrieben hat: Die Volksrepublik solle Russland drängen seinen Angriffskrieg zu beenden, es solle die Menschenrechte in Hongkong beachten und Taiwan in Frieden lassen.
Dieser G7-Gipfel dürfte einer der wichtigsten G7-Gipfel in der fast 50-jährigen Geschichte des Clubs gewesen sein. Der alte Westen hat sich auf den Weg gemacht - auch dafür war der Krieg ein unfreiwilliger Beschleuniger.
Theo Koll ist Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios in Berlin.
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