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Finnland und Schweden : Ankara blockiert Nato-Beitritte: Wie weiter?

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Eigentlich schien alles klar: Finnland und Schweden kommen schnell in die Nato. Doch die Türkei hat einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wie geht es jetzt weiter?

Flaggen der Nato, Finnland und Schweden
Die Nato ist bereit für die Aufnahme Finnlands und Schwedens, doch das Nato-Mitglied Türkei legt sein Veto ein.
Quelle: Imago

Schweden und Finnland haben am Mittwoch offiziell die Mitgliedschaft in der Nato beantragt, weil sie angesichts der Kriegspolitik des russischen Präsidenten Wladimir Putin um ihre Sicherheit fürchten. Die Türkei verpasste den Hoffnungen auf eine unkomplizierte Aufnahme allerdings umgehend einen erheblichen Dämpfer, indem sie im Nato-Rat den Start von Beitrittsgesprächen blockierte.

Für das Verteidigungsbündnis ist das ein schwerer Rückschlag - vor allem angesichts der Tatsache, dass man gegenüber Russland eigentlich Geschlossenheit demonstrieren will.

Wie geht es jetzt weiter?

Ursprünglich war vorgesehen, dass unmittelbar nach der Übergabe der Aufnahmeanträge der Beschluss für den Beginn der Beitrittsgespräche gefasst wird. In der entscheidenden Sitzung des Nato-Rats machte die Türkei dann allerdings deutlich, dass sie diesem Schritt nicht zustimmt. Da Entscheidungen in der Nato nach dem Konsensprinzip und damit nicht gegen den Widerstand von Verbündeten getroffen werden, liegt der Aufnahmeprozess auf Eis.

Im Vordergrund der Text: "NATO-Erweiterung und ihre Folgen". Links im Bild eine Nato Flagge, in der Mitte eine Karte Europas, Finnland und Russland sind hervorgehoben.
Quelle: ZDF

Worum geht es der Türkei?

Als Hauptargument für die Vorbehalte führt Präsident Recep Tayyip Erdogan die angebliche Unterstützung Schwedens und Finnlands für die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK und die Kurdenmiliz YPG in Syrien an. Die Türkei wirft Schweden etwa vor, die Auslieferung von 30 "Terroristen" zu verweigern. Erdogan will daher nach Ansicht von Experten auch ein strikteres Vorgehen gegen die PKK und andere Organisationen durchsetzen. Die PKK gilt nicht nur in der Türkei, sondern auch in den USA und Europa als Terrororganisation.

Anders verhält es sich mit der YPG. Während Ankara diese als syrischen Ableger der PKK einstuft, ist die Kurdenmiliz ein Verbündeter der USA in Syrien.Teilnehmer des Nato-Außenministertreffens am vergangenen Wochenende halten es für wahrscheinlich, dass es Erdogan eigentlich um die Aufhebung von Beschränkungen für Waffenexporte in die Türkei geht.

Was hat es mit den Exportbeschränkungen auf sich?

Nato-Partner wie Deutschland, aber auch andere EU-Länder wie
Schweden haben aus Protest gegen eine Offensive der Türkei gegen die YPG in Nordsyrien 2019 Rüstungslieferungen in das Land teilweise gestoppt. Ankara sieht dies als Affront, weil es den Syrien-Einsatz als notwendigen Schritt im Kampf gegen den Terrorismus ansah." Die Türkei hat Schweden schon früher dafür kritisiert, dass es ihrer Meinung nach die treibende Kraft in der EU war, wenn es um das Waffenembargo ging, das viele Länder eingeführt haben", sagte der Stockholmer Türkei-Experte Paul Levin am Mittwoch.

Weitere Sanktionen wurden zuletzt von den USA erlassen, weil die Türkei von Russland trotz erheblicher Sicherheitsbedenken der Nato-Partner Raketenabwehrsysteme vom Typ S-400 kaufte. Die Amerikaner schlossen die Türkei daraufhin unter anderem aus dem F-35-Kampfjet-Programm aus.

Kann der Konflikt gelöst werden?

Davon wird in der Nato bislang fest ausgegangen. Denkbar ist, dass die USA der Türkei den Kauf von F-16-Flugzeugen ermöglichen und Finnland und Schweden sich verpflichten, die Kritik am Umgang mit PKK-Anhängern und extremer Regierungsgegner ernst zu nehmen. Ob auch Deutschland Zugeständnisse machen könnte, ließen Regierungsmitglieder wie Verteidigungsministerin Christine Lambrecht zuletzt offen.

Wann könnten Finnland und Schweden im Fall einer Einigung beitreten?

Im Idealfall noch in diesem Jahr. Die notwendigen Aufnahmeverhandlungen gelten als Formalie und könnten laut Nato binnen eines Tages abgeschlossen werden. Bereits im Juni würde dann vermutlich die Unterzeichnung der Beitrittsprotokolle erfolgen und der Ratifizierungsprozess in den 30 Mitgliedsstaaten würde beginnen. Dies wiederum könnte sechs bis acht Monate dauern. In Deutschland muss dafür auch der Bundestag zustimmen.

Sind Schweden und Finnland militärisch ein Gewinn für die Nato?

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg und die Militärführung beantworten diese Frage mit einem klaren Ja. Der Beitritt der beiden Länder wäre insbesondere aus strategischen Gründen attraktiv. So könnten die Verteidigung des Baltikums im Fall eines russischen Angriffs deutlich einfacher werden, wenn Truppen und Ausrüstung künftig auch per Schiff über Schweden und Finnland nach Estland, Lettland und Litauen gebracht werden könnte.

Dabei spielt insbesondere auch die riesige schwedische Ostseeinsel Gotland eine Rolle. Zudem könnten von beiden Ländern schnell Mittelstreckenraketen Russland erreichen, was für die Abschreckung relevant ist.

Panzer des schwedischen Skaraborg's Regiments fahren am 14.09.2017 in Skovde auf einem Truppenübungsplatz bei der Militärübung "Aurora 17".

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von Nils Metzger

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