Das Weiße Haus hat ein sofortiges Ende der Unruhen in den US-Metropolen gefordert. Eine Sprecherin forderte die Gouverneure der Bundesstaaten auf, die Nationalgarde einzusetzen.
Demonstranten ziehen durch das Regierungsviertel in Washington. Unterdessen diskutiert man in der Politik den Einsatz des Militärs. Die Strategie der Demonstranten: Die weiße Mittelschicht für sich gewinnen, damit sich wirklich etwas ändert in den USA.
Seit Tagen dauern die Ausschreitungen in zahlreichen US-Städten nach dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd in Minneapolis an. Die Sprecherin des Weißen Hauses, Kayleigh McEnany, forderte ein sofortiges Ende der Unruhen. "Plünderungen, Anarchie und Gesetzlosigkeit dürfen nicht toleriert werden", sagte McEnany bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus.
Weißes Haus: 17.000 Soldaten stehen bereit
US-Präsident Donald Trump fordere Maßnahmen zum Schutz amerikanischer Bürger und Geschäfte. McEnany drängte die Gouverneure der Bundesstaaten, verstärkt die Nationalgarde einzusetzen.
Wegen der Unruhen seien 17.000 Soldaten der Nationalgarde in 24 Bundesstaaten eingesetzt, so McEnany. Nur zwei Bundesstaaten hätten aber mehr als 1.000 Soldaten zu Hilfe gerufen. Viele Gouverneure seien ihrer Aufgabe nicht nachgekommen, für Ordnung auf den Straßen zu sorgen. Insgesamt stünden 350.000 Soldaten der Nationalgarde zur Verfügung.
Demonstranten ziehen durch das Regierungsviertel in Washington. Unterdessen diskutiert man in der Politik den Einsatz des Militärs. Die Strategie der Demonstranten: Die weiße Mittelschicht für sich gewinnen, damit sich wirklich etwas ändert in den USA.
Floyds Bruder: Vandalismus bringt ihn nicht zurück
Unterdessen rief der Bruder des bei einem Polizeieinsatz getöteten George Floyd zu friedlichen Protesten auf. "Ich verstehe, dass ihr sauer seid", sagte Terrence Floyd am Montag durch ein Megafon vor einer Menschenmenge in Minneapolis. Unruhen und Vandalismus würden seinen Bruder aber nicht zurückbringen.
Vor seiner Ansprache verharrte Terrence Floyd mehrere Minuten lang schweigend an jener Kreuzung, wo ein weißer Polizist seinem Bruder am vergangenen Montag das Knie so lange in den Hals gedrückt hatte, bis er nicht mehr atmen konnte und schließlich starb. Eine Autopsie im Auftrag der Familie inzwischen bestätigt, dass 46-Jährige erstickte.
Terrence Floyd wandte sich mit einer Gesichtsmaske mit dem Bild seines Bruders an die Menge und sagte, seine Familie sei friedfertig.
Er forderte die Menge auf, wählen zu gehen und sich zu bilden. Sein Bruder habe Minneapolis geliebt, auch wenn es nicht seine Heimatstadt war. "Deshalb weiß ich, dass er nicht wollen würde, dass ihr alle das macht", sagte Terrence Floyd mit Blick auf die Gewalt.
Sprecherin: Präsident hat nicht geschwiegen
Die Sprecherin des Weißen Hauses, McEnany, verteidigte Trump vehement gegen den Vorwurf, er lasse angesichts der Lage Führungsstärke vermissen und schweige zu den Missständen, die von den Demonstranten beklagt würden. Der Präsident habe durchaus Führung gezeigt und sei eingeschritten, wo die Gouverneure versagt hätten. Außerdem habe sich Trump viele Male zu den Vorfällen geäußert und seine Anteilnahme für Floyds Schicksal ausgedrückt. "Dieser Präsident hat nicht geschwiegen."
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Schon lange "Bürgerkrieg von oben"
Die Proteste nach dem Tod von George Floyd weiten sich im ganzen Land aus. Die Regierung befeuert die Konflikte eher, als dass sie vermittelt, meint Protestforscherin Margit Mayer.