Über die "Balkanroute" kommen wieder mehr Geflüchtete in die EU. Bundesinnenministerin Faeser will diese Einreisen eindämmen. Migrationsforscher Knaus hält das für nicht möglich.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat vor einer Konferenz mit Vertretern der Westbalkan-Staaten gefordert, die illegale Migration über die sogenannte Balkanroute einzudämmen. Migrationsforscher Gerald Knaus hält das für nicht möglich.
Faeser sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, man stehe in Europa gemeinsam in der Verantwortung, illegale Einreisen zu stoppen, "damit wir weiter den Menschen helfen können, die dringend unsere Unterstützung brauchen".
Daneben kämen aber auch über das Mittelmeer und die Balkanroute wieder mehr Menschen nach Europa.
Tausende Flüchtlinge und Migranten sind wieder auf der sogenannten Balkanroute unterwegs. Über Serbien suchen sie einen Weg in die EU, die immer noch kein Migrationskonzept hat.
Migrationsforscher Knaus: "Der Druck entsteht durch legale Migration"
Der Migrationsforscher und Mitgründer der Denkfabrik European Stability Initiative, Gerald Knaus, hält Versuche, die Einwanderung über die Balkanroute in die EU zu verhindern, dagegen für nutzlos. Dem RND sagte er:
"Der Druck entsteht derzeit nicht durch illegale, sondern durch legale Migration. Neun von zehn Flüchtlingen kommen aus der Ukraine", so Knaus.
Der Soziologe Gerald Knaus warnt hinsichtlich der Ukraine-Politik vor einer Spaltung der Europäischen Union, wenn nicht an einer gemeinsamen Vision festgehalten wird.
Viele Menschen kämen derzeit zum Beispiel aus Serbien "über Ungarn in die EU, obwohl es dort einen Grenzzaun und Pushbacks gibt." Ob man jetzt Ungarn den Rücken stärken bei seiner Gewalt wolle, "die nichts bewirkt", fagte Knaus.
Diskussion über Balkanroute in Berlin
Am Donnerstag beraten Vertreter der Westbalkan-Länder und EU-Länder über die Migration über die Balkanroute in Berlin. Laut Faeser geht es dabei um ein Bündel von Maßnahmen. Dazu zählten die Angleichung der Visapolitik der Westbalkan-Staaten an EU-Standards, die Bekämpfung der Schleuserkriminalität und die Gewährleistung eines effektiven Grenzschutzes.
Vor wenigen Tagen hatten die Innenminister der EU-Staaten über den Umgang mit Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine und die zuletzt deutlich gestiegene Migration über die Balkanroute beraten.
Zu den Beratungen in Berlin hat Faeser Vertreter aus Albanien, Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Montenegro, Nordmazedonien und Serbien eingeladen. Dazu kommen Entsandte der EU sowie von Bulgarien, Frankreich, Griechenland, Italien, Kroatien, Österreich, Polen, Slowenien, Tschechien und des Vereinigten Königreichs. Einen Tag später wollen sich auch die Außenministerinnen und -minister zur Konferenz zum Westlichen Balkan in Berlin treffen.
- Auf der Durchreise in eine bessere Zukunft
Auf der Balkanroute steigt die Zahl der Migranten, die versuchen, in die EU zu gelangen. Immer mehr Geflüchtete erreichen auch Österreich. Bleiben wollen die meisten aber nicht.