DRK-Generalsekretär Reuter hat sich skeptisch über den Sinn von Fluchtkorridoren geäußert: "Ich sehe humanitäre Fluchtkorridore durchaus zweischneidig", sagte Reuter im ZDF.
Natürlich sei es gut, wenn möglichst viele Menschen in der Ukraine gerettet werden könnten, erklärt DRK-Generalsekretär Christian Reuter im heute journal update. "Aber ein humanitärer Fluchtkorridor darf dann nicht in der Konsequenz heißen, dass alle Menschen, die dort nicht fliehen, dann sozusagen angegriffen werden können, ungeschützt bleiben. Denn das ist eine der Konsequenzen heute von humanitären Fluchtkorridoren, dass dann Konflikt- und Kriegsparteien sagen, dass alle anderen zum Angriffsziel werden."
Die Forderung nach Fluchtkorridoren, wie es sie in Kriegen in Tschetschenien und Syrien gab, habe deutlich zugenommen, sagt Reuter - "und genau mit dieser Intention, also dass es nicht in erster Linie darum geht, Menschen zu retten". Vielmehr werde es als "militärisches Instrument genommen, um dann - in Anführungszeichen - 'ungenierter, ungehemmter' in die Konfliktlage hineinschießen, hineinbombardieren zu können", sagt Reuter. Niemand der Zurückbleibenden dürfe als "vogelfrei" gelten.
- Kiew und Moskau ringen um Fluchtkorridore
Kiew lehnt Moskaus Vorstoß für Fluchtkorridore nach Belarus und Russland ab. Nach einer dritten Verhandlungsrunde kann die Ukraine zumindest kleine Fortschritte vermelden.
Ramms: Koordinierung vor Ort gelingt offenbar nicht
Russland und die Ukraine ringen weiter um zeitlich begrenzte Feuerpausen und Fluchtkorridore für Zivilisten aus umkämpften Städten. Das sei bisher nicht gelungen, "weil offensichtlich die Koordinierung zwischen diesen Sachen direkt vor Ort nicht richtig funktioniert hat", erklärt Ex-General Egon Ramms im ZDF spezial.
"Man muss sich dann die Frage stellen: War das möglicherweise von einer Seite so beabsichtigt? Wenn ja, könnte das nur Russland sein", so Ramms. Denn die ukrainischen Soldaten haben "sicherlich Interesse daran, dass ihre Familien in Sicherheit gebracht werden können".
Die Fluchtkorridore seien wohl vor Ort gescheitert, sagt Ex-General Egon Ramms. Die russischen Truppen haben wohl ihre Position gefestigt.
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