Aus der Ukraine flüchten fast nur Frauen und Kinder, erschöpft und traumatisiert. Ihre Situation kann schnell von Menschenhändlern ausgenutzt werden - mit furchtbaren Folgen.
Ein in Polen festgenommener Mann steht im Verdacht, eine junge Ukrainerin vergewaltigt zu haben - nachdem er sie mit dem Angebot angelockt hatte, ihr nach ihrer Flucht aus der Heimat eine Bleibe zu geben. Ein anderer Mann wurde dabei gehört, wie er einer 16-Jährigen Arbeit und ein Zimmer versprach, bevor die Behörden einschritten.
Situation der Flüchtenden spielt Menschenhändlern in die Hände
Millionen Frauen und Kinder sind vor der russischen Invasion aus der Ukraine geflohen, und Hilfsorganisationen sowie zuständige Behörden sorgen sich, wie man diese verwundbarsten Flüchtlinge vor Menschenhandel oder anderen Formen von Missbrauch schützen kann.
Was gilt es zu beachten, wenn man privat Flüchtlinge aufnehmen möchte?
Sie befänden sich in einer Lage, "nach der Leute wie Menschenhändler Ausschau halten, um sie auszunutzen", sagt Joung-ah Ghedini-Williams, Chefin für globale Kommunikation beim UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge. Sie hat die Grenzen in Rumänien, Polen und Moldau besucht.
Geheimdienstoffiziere halten Ausschau nach Kriminellen
Insgesamt sind der UN-Einrichtung zufolge bereits mehr 2,5 Millionen Menschen aus der Ukraine geflüchtet, darunter mehr als eine Million Kinder. In Ländern in ganz Europa, so in den Grenzstaaten Rumänien, Polen, Ungarn, Moldawien und der Slowakei, haben Freiwillige die Ankömmlinge begrüßt und Hilfe angeboten.
In Polen und Rumänien halten Geheimdienstoffiziere in Zivil nach Kriminellen Ausschau, wie Sicherheitsbeamte der Nachrichtenagentur AP sagten. In der rumänischen Grenzstadt Siret wurden den Behörden zufolge Männer weggeschickt, die Frauen eine kostenlose Mitfahrgelegenheit anboten.
Jedes vierte Opfer von Menschenhandel ist ein Kind
Menschenhandel kann verschiedene Facetten haben - von Prostitution über Zwangsarbeit und häuslicher Sklaverei bis hin zur Entfernung von Organen. In einem Bericht der Europäischen Kommission 2020 wird der globale jährliche Profit aus solchen Verbrechen auf 29,4 Milliarden Euro geschätzt.
Erste Flüchtlinge aus der Ukraine sind in Deutschland angekommen – und haben eine lebensgefährliche Flucht hinter sich.
Sexuelle Ausbeutung sei in der EU die häufigste Form von Menschenhandel, fast drei viertel der Opfer seien Frauen, und bei fast jedem vierten Opfer handele es sich um ein Kind. Madalina Mocan von ProTECT, einer Dachorganisation von 21 Gruppen, die gegen Menschenhandel kämpfen, sieht bereits Warnzeichen.
Putzen oder Babysitting für eine Bleibe
Es gebe manche Flüchtlinge, denen Unterkunft im Gegenzug zu Diensten wie Putzen oder Babysitting angeboten worden seien, was zu Ausbeutung führen könne, so Mocan.
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Der in Polen unter dem Verdacht der Vergewaltigung festgenommene Mann hat der Breslauer Polizei zufolge sein 19-jähriges Opfer mit einem Hilfsangebot via Internet angelockt. "Sie floh aus der vom Krieg zerrissenen Ukraine, sprach kein Polnisch. Sie vertraute einem Mann, der versprach, ihr zu helfen und sie unterzubringen. Leider stellte sich das als hinterlistige Manipulation heraus", hieß es in einer Mitteilung vom Donnerstag.
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