Ursula von der Leyen wird für einen Kurzstreckenflug kritisiert. Der europäische Steuerzahlerbund spricht von einer "ökologischen Sünde" mit Folgen für die Glaubwürdigkeit.
Quelle: Jeff J Mitchell/PA Wire/dpa
Der Generalsekretär des Europäischen Steuerzahlerbundes, Michael Jäger, hat EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) für einen 19-minütigen Flug im Privatjet kritisiert.
Von der Leyen war im Juni auf diesem Weg von Wien ins nahe gelegene Bratislava gereist. Jäger bezeichnete den Kurzstreckenflug im Gespräch mit der "Bild"-Zeitung (Donnerstagsausgabe) als "ökologische Sünde".
Auch die CDU-Abgeordnete Jana Schimke kommentierte den Flug kritisch: "Wenn man Wandel will, dann muss man ihn auch vorleben. Ansonsten wird man unglaubwürdig." Beide spielten darauf an, dass von der Leyen immer wieder zu mehr Engagement für den Klimaschutz aufruft. Zuletzt sagte sie Anfang der Woche bei der UN-Klimakonferenz in Glasgow: "Wir alle, weltweit, müssen viel mehr Tempo machen."
Flugzeug für Fahrstrecke unter 100 Kilometern
"Bild" recherchierte nun, dass von der Leyen im Juni mit einem Charterjet von Wien in die slowakische Hauptstadt Bratislava geflogen war. Mit dem Auto beträgt die Strecke keine hundert Kilometer. Mit dem Zug dauert die Fahrt etwa eine Stunde.
Es sind vor allem junge Menschen, die bei der Weltklimakonferenz in Glasgow für mehr Klimaschutz und mehr Klimagerechtigkeit demonstrieren.
Zeitliche Gründe und Sicherheitsbedenken
Ein Sprecher der EU-Kommission nannte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur unter anderem zeitliche Gründe für den Flug. Von der Leyen habe noch am Abend in die lettische Hauptstadt Riga weiterfliegen müssen. Die Kommissionspräsidentin hätte viel Zeit verloren, wenn sie das Flugzeug in Wien gelassen hätte.
Die "Bild"-Zeitung zitierte einen Behördensprecher mit den Worten: "Alternativen wurden geprüft, doch es gab logistisch keine andere Möglichkeit." Hinzu sei gekommen, dass es wegen der Corona-Pandemie Bedenken gegeben habe, Linienflüge oder Züge zu nutzen.