Umweltministerium gegen Lindners Fracking-Vorstoß

    Fracking in Deutschland :Umweltministerium gegen Lindners Vorstoß

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    Welche Technologien könnten Deutschland in der Energiekrise helfen? Finanzminister Lindner sagt: Erdgasförderung durch Fracking ist eine Option. Das Umweltministerium widerspricht.

    Arbeiter an einem Fracking-Standort in North Dakota
    Fracking wird vor allem in den USA (im Bild) eingesetzt. In Deutschland ist die Methode zur Gasförderung faktisch verboten.
    Quelle: Reuters

    Das Bundesumweltministerium hat den Vorstoß von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) zurückgewiesen, heimisches Schiefergas durch Fracking-Technologie zu fördern. Ein Sprecher des von der Grünen-Politikerin Steffi Lemke geführten Ministeriums sagte dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland":

    Fracking-Gas ist klimaschädlich, und seine Förderung schadet der Umwelt. Daher ist die Förderung in Deutschland aus gutem Grund verboten.

    Sprecher Bundesumweltministerium

    Lindner für schnellen Fracking-Einstieg

    Lindner hatte sich für einen schnellen Einstieg in die Förderung von heimischem Schiefergas durch das umstrittene Fracking ausgesprochen. Am Wochenende sagte er:

    Wir haben in Deutschland erhebliche Gasvorkommen, die gewonnen werden können, ohne das Trinkwasser zu gefährden.

    Christian Lindner, Bundesfinanzminister

    Die Förderung sei seiner Ansicht nach auch unter ökologischen Voraussetzungen verantwortbar. "Es wäre eher nicht verantwortbar, aus ideologischen Festlegungen auf Fracking zu verzichten", argumentierte er.

    Erneuerbare Energien statt Fracking

    Lemkes Sprecher wies das zurück und führte aus: "Es würde im übrigen Jahre dauern, bis überhaupt eine Förderinfrastruktur für Fracking-Gas in Deutschland aufgebaut wäre. In derselben Zeit kommen wir beim Ausbau der erneuerbaren Energien einen großen Schritt voran." Das wisse auch die Energieindustrie und fokussiere in ihren Strategien längst auf solche Energien, die der Umwelt und dem Klima nicht schadeten.
    Die SPD-Energiepolitikerin Nina Scheer schloss sich der Kritik im "Handelsblatt" an:

    Wer heute nationales Fracking fordert, ruft zu teuren Fehlinvestitionen mit gravierenden Nutzungskonkurrenzen auf.

    Nina Scheer, SPD-Energiepolitikerin

    Scheer warnte: "Fracking steht für eine Vielzahl von Bohrlöchern und Folgerisiken für Trinkwasser, Erdbebengefahren und Klimafolgeschäden und ist deswegen abzulehnen".

    Regierungssprecher: Keine Fracking-Diskussion in der Ampel

    Die Bundesregierung wird sich laut Regierungssprecher Steffen Hebestreit nicht mit Forderungen nach Gas-Fracking in Deutschland beschäftigen. "Ich sehe nicht, dass es innerhalb der Bundesregierung eine Debatte gibt", sagte Hebestreit.
    Er nehme aber wahr, dass sich einzelne Mitglieder der Regierung dazu äußerten, fügte er mit Blick auf Forderungen von Finanzminister und FDP-Chef Christian Lindner hinzu. Bundeskanzler Olaf Scholz habe vergangene Woche klargemacht, dass sich schon die Vorgängerregierung wegen Bürgerprotesten gegen das Fracking entschieden habe, wodurch ohnehin erst in Jahren Gas geliefert werden könnte.

    Fracking bei Erdgasgewinnung verboten

    Die FDP und Wirtschaftsvertreter haben sich angesichts der Energiekrise mehrfach dafür ausgesprochen, Fracking in Deutschland im großen Stil zu erlauben. Beim Fracking, englisch für "Aufbrechen", wird Erdgas mithilfe von Chemikalien und Druck aus Gestein gefördert.
    Seit 2017 ist das sogenannte unkonventionelle Fracking bei der Erdgasgewinnung in Schiefer- und Kohleflözgestein in Deutschland verboten, unter anderem zum Schutz des Trinkwassers.

    Gas-Förderung in Deutschland
    :Lindner fordert raschen Fracking-Einstieg

    Bundesfinanzminister Lindner hat sich für eine heimische Schiefergas-Förderung mittels Fracking ausgesprochen. Dies sei an mehreren Standorten umweltverträglich möglich.
    Christian Lindner am 27.10.2022 in Berlin
    Quelle: epd, dpa, Reuters

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