Peter Feldmann hat die Chance auf einen halbwegs ehrenhaften Rückzug verpasst. Auf Ausreden zum Pokalklau folgen unglaubwürdige Entschuldigungen zu seinem Stewardessen-Witz.
Kein Zweifel: Peter Feldmann (SPD) ist Deutschlands peinlichster Oberbürgermeister. Ein Mann, für den sich so ziemlich alle schämen, deren Stadtoberhaupt er ist. Ein Mann der gebrochenen Versprechen, ein Mann der schlechten Witze.
Ein Mann, dem es als Oberbürgermeister der Finanz- und Wirtschaftsmetropole um Würde gehen muss, um stilvolle Repräsentation, darum, die Interessen der Bürgerschaft, der Vereine und Institutionen zu vertreten. Doch dieser Mann hat jedes Maß und Interesse verloren bis auf eines: das an Peter Feldmann.
Feldmann hat einen freiwilligen Rücktritt abgelehnt - trotz parteiübergreifender Rücktrittsforderungen.
Peter Feldmann geht es um Peter Feldmann
Millionen haben verfolgt, wie das Dreamteam der Eintracht in Sevilla Europapokalsieger wurde, Hunderttausende in weiß feierten die Jungs auf der stundenlangen Triumphfahrt durch die Stadt zum Römer (wie das Frankfurter Rathaus heißt).
Dort, auf dem Balkon wollte sich die Mannschaft bei den Fans bedanken. Doch dann geschah das Unfassbare: Peter Feldmann reißt Mannschaftskapitän Sebastian Rode und Trainer Oliver Glasner den Pokal aus den Händen, trägt ihn mit verklärtem Blick selbst, die beiden Sevilla-Helden gucken verstört.
Empörung über Feldmann auf allen Kanälen
Feldmann entschuldigt sich: der Eintracht-Fan sei mit ihm durchgegangen. Nein, nicht der Fan ist mit ihm durchgegangen, sondern der Feldmann.
Und wenn es noch eines Beweises bedurft hätte: der "Fan" Feldmann versucht sich in einer gefühlt endlosen Rede als Stadionsprecher, scheitert an der Aussprache vieler nichtdeutscher Spielernamen, draußen auf dem Römerberg gellendes Pfeifkonzert, die Helden von Sevilla stehen mühsam beherrscht und gelangweilt herum.
Fremdschämen mit Feldmann
Endlich auf dem Balkon stehen die Spieler - und Feldmann. Weder Sportdezernent noch Vereinsspitze durften mit hinaus, angeblich auf Anweisung des OB, der dies bestreiten lässt.
Zu diesem Zeitpunkt kennen erst wenige die geschmacklose Entgleisung, die sich der 63-Jährige auf dem Flug nach Sevilla am Tag zuvor geleistet hat: Er kapert das Bordmikrofon und sagt:
"Sexistische Kackscheiße"
"In früheren Zeiten hätte man gesagt: senex loquans. Heute nennt man es zu Recht "sexistische Kackscheiße", so Ursula auf der Heide von den Frankfurter Grünen. Ein Mann zum Fremdschämen.
Was zur Causa Feldmann gehört, und was den Druck erklärt, unter dem er steht, ist die sogenannte AWO-Affäre. Feldmann ist seit März angeklagt wegen Vorteilsnahme, weil seine damalige Ehefrau überdurchschnittliches Gehalt bezogen hatte.
Forderungen nach Rücktritt
Im Gegenzug, so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft, habe Feldmann die Interessen der AWO als Oberbürgermeister wohlwollend unterstützt. Über die Zulassung der Anklage hat das Gericht noch nicht entschieden. Feldmann hat stets alle Anschuldigungen zurückgewiesen.
Schon mit Erhebung der Anklage wurden Forderungen nach einem Rücktritt laut. Darauf reagierte Feldmann mit dem Versprechen, sich zurückzuhalten und nur noch wenige öffentliche Termine wahrzunehmen.
Niemand glaubt Feldmann noch
Aber Feldmann wäre nicht Feldmann, wenn Feldmann nicht nahezu überall auftauchte. Heute hat er wieder versprochen, sich zurückzuhalten. Aber niemand glaubt ihm noch.
Peter Feldmann steht jetzt allein, man darf anzweifeln, dass selbst enge Berater noch zu ihm durchdringen. Alle Parteien im Römer haben seinen Rücktritt gefordert, und jetzt werden alle Parteien - auch seine eigene, die SPD - seine Abwahl einleiten müssen.
Denn ausnahmsweise geht es nicht mehr um Peter Feldmann, sondern um Frankfurt - und darum, dass das Fremdschämen ein Ende hat.