Wer wird Frankreichs Staatsoberhaupt? Wie steht es in den Umfragen? Und was würde ein Sieg Le Pens für Deutschland bedeuten? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.
Aktualisierung 20 Uhr: Laut Hochrechnungen französischer Fernsehsender hat Emmanuel Macron die Stichwahl gewonnen:
- Emmanuel Macron gewinnt Präsidentschaftswahl
Amtsinhaber Emmanuel Macron konnte sich im Finale der Präsidentschaftswahlen in Frankreich durchsetzen. Nach vorläufigem amtlichen Endergebnis kommt er auf 58,55 Prozent.
Wer wird nächster Präsident oder nächste Präsidentin in Frankreich? Emmanuel Macron oder Marine Le Pen? 48,7 Millionen Wahlberechtigte können heute in der Stichwahl abstimmen. Die wichtigsten Fragen zur Wahl im Überblick:
Wer steht zur Wahl?
Bei den Präsidentschaftswahlen in Frankreich stehen sich der amtierende französische Präsident Emmanuel Macron (La République en Marche) und die Rechte Marine Le Pen (Rassemblement National) gegenüber.
Bereits vor fünf Jahren standen sich die beiden in der Stichwahl um die Präsidentschaft gegenüber. Damals konnte Macron klar mit 66 Prozent der Stimmen gewinnen. Dieses Mal zeichnet sich ein engeres Rennen ab.
-
-
Wie hoch ist die Wahlbeteiligung?
Die Beteiligung bei der Stichwahl läuft schleppender an als bei der Abstimmung vor fünf Jahren. Um 12 Uhr lag die Wahlbeteiligung nach Daten des Innenministeriums bei 26,41 Prozent. Bei der Stichwahl 2017 betrug sie zu diesem Zeitpunkt 28,23 Prozent.
Allerdings ist die Wahlbeteiligung etwas höher als beim ersten Wahlgang vor zwei Wochen. Die letzten Wahllokale schließen um 20 Uhr. Dann wird es auch die ersten Prognosen geben.
Wie steht es in den Umfragen?
Nach dem Beginn des Kriegs in der Ukraine hat Emmanuel Macron in den Umfragen deutlich zugelegt. Doch dieser Vorsprung schrumpfte schnell wieder zusammen - in den vergangenen zwei Wochen konnte er aber seinen Vorsprung vor Marine Le Pen wieder ausbauen. 56 Prozent würden laut den letzten Umfragen Macron wählen, 44 Prozent Le Pen.
Entschieden ist aber noch lange nichts. Viele seien auch noch unentschlossen, sagt Christel Haas, ZDF-Korrespondentin in Paris. "Es kommt jetzt darauf an: Wie wählen die, die im ersten Wahlgang andere Kandidaten gewählt haben, die nicht in die Stichwahl gekommen sind?"
Worum geht es bei der Wahl?
Frankreichs Präsident ist mit sehr viel Macht ausgestattet und deutlich einflussreicher als der Regierungschef. Das Staatsoberhaupt ist Armeechef, kann über Militäreinsätze und den Gebrauch von Atomwaffen entscheiden. Für längere Einsätze oder eine Kriegserklärung benötigt der Präsident das "Okay" des Parlaments. Er ernennt den Premierminister und auf dessen Vorschlag hin die übrigen Minister der Regierung.
Kandidat Macron zeigt sich volksnah im Boxclub, während seine Gegnerin Le Pen dazu aufruft, sich seiner Arroganz entgegenzustellen.
Was bedeutet das Ergebnis für Deutschland und Europa?
Für Deutschland und Europa steht bei dieser Wahl viel auf dem Spiel. Während der amtierende französische Präsident Emmanuel Macron pro-europäisch eingestellt ist, möchte seine Widersacherin Marine Le Pen das Gegenteil. Die Rechtspopulistin ist nicht gut auf Deutschland und Europa zu sprechen. Sie werde die "französische Blindheit gegenüber Berlin", die es unter Emmanuel Macron und Angela Merkel gegeben habe, beenden.
Falls sie gewinnen sollte, würde das laut Politologen Olivier Rouquan "große Unsicherheit für Europa und die europäische Politik bedeuten". Es stünde dann auch Frankreichs Engagement als Teil des deutsch-französischen Tandems in Frage. So will Le Pen zum Beispiel deutsch-französische Rüstungsprojekte auf Eis legen. Ein französischer EU-Austritt käme aber nicht mehr in Frage, erklärte Le Pen. Trotzdem will sie den französischen Beitrag zum EU-Haushalt kürzen und französisches Recht über das europäische stellen.
- Was ein Wahlsieg Le Pens bedeuten würde
Am kommenden Wochenende wählt Frankreich ein neues Staatsoberhaupt. Mit der rechtsnationalen Marine Le Pen wäre vieles anders als unter Emmanuel Macron.
Wie geht es nach der Wahl weiter?
Frankreichs gewähltes Staatsoberhaupt übernimmt in der Regel schon wenige Tage nach seiner Wahl die Macht im Élyséepalast.
Obwohl der französische Staatschef sehr viel Macht hat, schrumpft sein Einfluss ohne eine Parlamentsmehrheit zusammen. Daher kommt den Parlamentswahlen am 12. und 19. Juni eine große Bedeutung zu. Ohne Mehrheit in der Assemblée Nationale wäre der Präsident gezwungen, eine Regierung aus Politikern eines anderen politischen Lagers zu ernennen. Der Premierminister wird dann deutlich wichtiger. Es könnte sogar eine politische Blockade des Landes drohen.