Drei Wochen vor der Parlamentswahl in Frankreich stellt Präsident Macron seine neue Regierung vor: Schlüsselressorts bleiben in bewährten Händen.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron geht mit einer schlankeren Regierung als bisher in seine zweite Amtszeit, drei Wochen vor der Parlamentswahl setzt er dabei weitgehend auf Kontinuität. Allerdings besetzte er inmitten des russischen Angriffskrieges in der Ukraine sowohl das Außen- als auch Verteidigungsministerium neu.
Zur neuen Außenministerin ernannte Präsident Emmanuel Macron am Freitag die bisherige Botschafterin in London, Catherine Colonna. Neuer Verteidigungsminister wird der 35 Jahre alte Sébastien Lecornu.
Ein Überblick über die wichtigsten neuen Kabinettsmitglieder:
- Außenministerin Catherine Colonna
Sie ist eine der erfahrensten Diplomatinnen, die Frankreich hat. Colonna war gleich nach ihrer Ausbildung an der Eliteschule ENA in den diplomatischen Dienst eingetreten und hatte seitdem viele bedeutende Posten inne. Fast zehn Jahre lang war sie als Sprecherin von Präsident Jacques Chirac das Gesicht der französischen Regierung.
Später war sie Europa-Ministerin, Botschafterin bei der Unesco, in Rom und zuletzt in London, wo sie mit den Folgen des Brexit zu tun hatte. Sie ist die zweite Frau an der Spitze des französischen Außenministeriums überhaupt.
Im Juni finden Parlamentswahlen in Frankreich statt. Präsident Macron strebt die absolute Mehrheit an, doch ein neues linkes Bündnis will seine Pläne durchkreuzen.
- Verteidigungsminister Sébastien Lecornu
Mit 35 Jahren kommt Sébastien Lecornu an die Spitze des Verteidigungsministeriums. Er ist es allerdings gewohnt, ständig einer der Jüngsten zu sein. Das war schon so, als er sich als Schüler politisch engagierte, mit 27 Bürgermeister wurde, mit 31 Staatssekretär, ein Jahr später Minister, erst für Gebietskörperschaften, dann für die Überseegebiete.
Er stammt aus einfachen Verhältnissen, seit 2017 gehört er der Regierungspartei La République en Marche an. Für Macron organisierte er unter anderem die mehrere Wochen dauernde nationale Debatte, die dazu beitrug, die Gelbwesten-Proteste zu beenden.
- Bildungsminister Pap Ndiaye
Pap Ndiaye ist ein anerkannter Historiker, der sich mit der Geschichte von Minderheiten beschäftigt. In der französischen Öffentlichkeit wird er aber auch als "Bruder von" wahrgenommen, seit seine Schwester Marie mit dem Buch "Drei starke Frauen" den französischen Literaturpreis Goncourt gewonnen hat. Beide sind in einer Pariser Vorstadt geboren, ihr aus dem Senegal stammender Vater verließ die Familie, als die Kinder noch klein waren.
Ndiaye machte zunächst eine akademische Karriere als Historiker und spezialisierte sich auf die Geschichte von Minderheiten. Seit gut einem Jahr leitet er das Museum für die Geschichte der Immigration.
- Kulturministerin Rima Abdul Malak
Zu Beginn ihrer Karriere arbeitete die 43-Jährige für eine ganz besondere Hilfsorganisation: Die "Clowns ohne Grenzen", die Menschen in Krisengebieten Momente des Lachens schenken wollen - möglicherweise eine gute Grundlage für einen Regierungsposten. Rima Abdul Malak ist im Libanon aufgewachsen und erst im Alter von zehn Jahren nach Paris gekommen.
Sie arbeitete am Pariser Rathaus und wurde dann als französische Kulturbeauftragte nach New York entsandt. Seit 2019 ist Abdul Malak die Kulturberaterin Macrons, zu dem sie ein vertrauensvolles Verhältnis hat.
Einige Minister dürfen Posten behalten
Einige Schwergewichte in der Regierung bleiben auf ihrem Posten, insbesondere Wirtschaftsminister Bruno Le Maire, Innenminister Gérald Darmanin und Justizminister Eric Dupond-Moretti.
Der vor etwa vier Wochen wiedergewählte Macron hatte eine neue Regierung ernennen wollen, um ein Zeichen für einen politischen Neuanfang mit Blick auf die Parlamentswahlen zu setzen. Es wird damit gerechnet, dass das Kabinett nach der Parlamentswahl am 12. und 19. Juni noch aufgestockt wird.