Ein Ex-Präsident vor Gericht - das ist in Frankreich eine Sensation. Gegen Nicolas Sarkozy werden Korruptionsvorwürfe erhoben. Droht wegen der Corona-Pandemie eine Verschiebung?
Der französische Ex-Präsident Nicolas Sarkozy muss vor Gericht. Der Vorwurf: Er soll einen Juristen bestochen haben. Dafür drohen ihm bis zu zehn Jahre Haft.
Der frühere französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy steht seit heute wegen Korruptionsvorwürfen vor Gericht. Der Prozess in Paris ist der erste gegen den 65-jährigen Politiker, gegen den seit dem Ende seiner Amtszeit 2012 mehrere andere Ermittlungen liefen.
Zwei Stunden nach dem Auftakt der Verhandlung wurde der Prozess bis Donnerstag vertagt.
Sarkozy soll versucht zu haben, von einem Richter illegal Informationen über eine Ermittlung zu erhalten, die 2014 gegen ihn lief. Mitangeklagt sind sein Anwalt Terry Herzog und der Richter, Gilbert Azibert.
Bei einem Schuldspruch drohen ihnen bis zu zehn Jahre Gefängnis und eine Geldstrafe von bis zu einer Million Euro.
Hat Sarkozy illegale Spenden bekommen?
Die drei haben die Beschuldigungen zurückgewiesen; sie hätten nicht gegen Recht und Gesetz verstoßen. Sarkozy und Herzog werden verdächtigt, Azibert als Gegenleistung für Informationen über eine Ermittlung zu mutmaßlicher illegaler Finanzierung des Präsidentenwahlkampfs 2007 eine Stelle in Monaco angeboten zu haben.
Die illegale Finanzierung soll von der L'Oreal-Erbin Liliane Bettencourt gekommen sein, der damals reichsten Frau Frankreichs.
Sarkozy traf in Begleitung seiner Anwälte und Leibwächter am Gericht ein. Für die bis zum 10. Dezember terminierten Anhörungen gelten hohe Sicherheitsvorkehrungen.
Handys unter falschem Namen registriert
Der Prozess begann in Abwesenheit des 73-jährigen Azibert. Dessen Anwalt beantragte eine Verschiebung des Prozesses. Die Gesundheit seines Mandanten sei angeschlagen; in Zeiten der Coronavirus-Pandemie sei es für ihn daher zu gefährlich, zu reisen.
Das Gericht beauftragte daraufhin einen Experten mit einem medizinischen Bericht und vertagte das weitere Verfahren bis Donnerstag.
Wollten Sarkozy und Herzog nicht abgehört werden?
In dem Prozess spielt die Verwendung von Handys eine zentrale Rolle. Sarkozy und Herzog kauften 2014 Handys, die sie unter dem Namen "Paul Bismuth" registrierten. Sie sagen, sie hätten so sicher gehen wollen, nicht abgehört zu werden.
Ermittlungsrichter sahen das anders: Die beiden hätten vermeiden wollen, von Behörden abgehört zu werden. Sarkozy hat erklärt, er habe nie interveniert, um Azibert zu helfen. Der Richter bekam die Stelle in Monaco nicht und ging 2014 in Pension. Ermittlungen im Bettencourt-Fall gegen den Ex-Präsidenten wurden eingestellt.