Steigende Preise für Lebensmittel und Energie - für viele Menschen gebe es schon jetzt eine Notsituation, sagt Ökonom Fratzscher im ZDF. Er fordert rasches Handeln von der Politik.
"Die Menschen brauchen jetzt dringend Geld", denn die Situation würde "in den kommenden Monaten deutlich schlechter", so Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung.
Angesichts drastisch steigender Energie- und Lebensmittelpreise warnt der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, vor einer "sozialen Polarisierung". Die Politik sei in der Pflicht, eine Versorgungssicherheit angesichts einer drohenden Gasknappheit sicherzustellen.
"Aber wir haben schon für viele Menschen heute eine Notsituation - nicht, weil es eine Knappheit gibt, sondern weil die Preise explodiert sind", sagte er im ZDF-Morgenmagazin. "Die Situation ist bedrohlich."
Fratzscher: Soziale Schere geht weiter auf
"Wir haben schon jetzt eine Krise", sagte Fratzscher weiter. Diese sei nicht erst durch den Ukraine-Krieg oder die Inflation entstanden, "wir haben seit zehn Jahren explodierende Mieten in den Städten, viele Menschen zahlen mittlerweile fast bis zur Hälfte ihres Einkommens zum Wohnen".
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Man habe in der Corona-Pandemie gesehen, dass die soziale Schere weiter aufginge, "beim Arbeitsmarkt, aber vor allem bei Gesundheit und Bildung", so Fratzscher.
"Menschen brauchen dringend Geld in die Tasche"
Die Bundesregierung habe gegen diese Notsituation bislang zu wenig unternommen, kritisierte Fratzscher im ZDF. "Die Politik macht etwas, aber zu wenig." Die zwei bislang geschnürten Entlastungspakete hätten nicht wirklich die Menschen "am unteren Ende gezielt entlastet".
Rentner und insbesondere Menschen, die Sozialleistungen wie Hartz IV erhielten, seien zu wenig unterstützt worden. Gerade sie hätten aber "keine Schutzmechanismen", um längere Zeit mit hohen Preisen klar zu kommen.
Diese Menschen hätte angesichts der aktuellen Situation keine Zeit zu verlieren, sagte Fratzscher weiter. "Die Menschen brauchen jetzt dringend Geld in die Tasche." Die Situation werde nicht besser, sondern eher in den kommenden Monaten noch schlechter.
"Gaspreisdeckel wäre sehr klug"
Fratzscher unterstützte den Vorschlag von Verbraucherschutzministerin Steffi Lemke für einen Gaspreisdeckel für die zum Heizen und Kochen dringend benötigte Grundmenge Gas. "Ein Gaspreisdeckel wäre sehr klug", sagte er im ZDF.
Allerdings seien auch andere Maßnahmen nötig, damit sozial Schwache jetzt schnell Unterstützung bekämen. "Die Menschen brauchen jetzt schnell Hilfe", mahnte der DIW-Chef.