Früher war sie Sportschützin, jetzt gehört sie zu den Elitesoldatinnen der Ukraine. Ihre Mitkämpfer nennen sie Hexe - aus Respekt. Sie ist eine von vielen Frauen in diesem Krieg.
Ihr Kampfname ist „Hexe“. In der Ukraine wird die Scharfschützin als Heldin verehrt. Wie sie sind viele Frauen im Land geblieben, um ihre Heimat gegen Russland zu verteidigen.
"Hexe" ist eine von vielen Frauen, die für die Ukraine in den Krieg ziehen. Laut der Vize-Verteidigungsministerin des Landes sind 38.000 Soldatinnen in der ukrainischen Armee, 5.000 davon an der Front. Hinzu kommen etliche weibliche Freiwillige, Frauen in der Territoritalverteidigung und Polizistinnen.
Ihren richtigen Namen will "Hexe" nicht verraten, ihr Gesicht ist vermummt - aber der Blick durch das Visier ist scharf und gnadenlos. Das ZDF auslandsjournal traf sie und weitere Frauen, die im Krieg für ihr Land kämpfen.
"Hexe" - ein Name aus Respekt für die Scharfschützin
Scharfschützen sind die, die ganz nah an den feindlichen Linien kämpfen. "Hexe" ist eine davon - lange war sie die einzige Frau im Team. Ihren Spitznamen gaben ihr ihre männlichen Mitkämpfer - aus Respekt.
Ihrer Präzision kommt keiner gleich. Wenn sie eine Position bezieht, baut sie sich diese sorgfältig auf, mit Tarnnetz und guter Sicht. Der Job einer Scharfschützin ist es zu töten. Ob "Hexe" schon getötet hat, will und darf sie nicht verraten. Dennoch gilt sie als eine Spezialistin in ihrem Handwerk - ein Handwerk, in dem sie immer besser, immer präziser werden will.
Eine gute Vorbereitung ist bei ihren Einsätzen wichtig, überlebenswichtig. Zeit für Sensibilitäten hat sie nicht, manchmal nicht einmal für grundlegende Bedürfnisse: "Du musst eine bequeme und stabile Position finden, dann bewegst du deine Finger und Zehen, damit sie nicht taub werden. Was menschliche Bedürfnisse anbelangt - das musst du trainieren, das musst du aushalten können."
Berichte über russische Soldaten, die in der Ukraine Frauen und Mädchen vergewaltigen, häufen sich. Eine Polizeisondereinheit will diese Verbrechen aufklären.
Die Angst kontrollieren
Gefühle empfindet "Hexe" trotzdem - auch Angst. Es ginge darum, sie kontrollieren zu können:
Die Angst in den Griff bekommen - das muss auch Olena Tschowpan immer wieder. Die Polizistin ist durch den Krieg ein Teil der Streitkräfte geworden.
Ihre Arbeit ist nun nicht mehr, für Recht und Ordnung im Alltag ukrainischer Bürger*innen zu sorgen, sondern russische Raketeneinschläge, teilweise Kriegsverbrechen, zu dokumentieren. Ob Militäreinrichtung oder Krankenhaus mit zivilen Opfern und Kindern - Tschowpan ist vor Ort.
An die Bombenalarme hat sie sich gewissermaßen gewöhnt - aber nicht an die Sorge um die Liebsten. Olena Tschowpan ist Mutter. Sohn und Tochter sind bei der Oma, als die Sirenen wieder heulen: "Ich vermisse sie immer. Wenn es Luftalarm gibt, wenn russische Raketen im Anflug sind und die Kinder nicht hier bei mir sind. Das macht mir Angst, weil du einfach nie weißt, wo die Rakete einschlagen wird."
Flüchtende aus der Ukraine sind überwiegend Frauen. Aber auch unter den Helfern gibt es Gruppen, die nur aus Frauen bestehen.
"Nur Waffen" können helfen
Auch Walentina Swintowska versteht sich als Kämpferin in diesem Krieg. Sie hat sich freiwillig gemeldet, um ihr Land zu verteidigen. Früher war sie Anwältin, doch dieses Leben ist erstmal vorbei.
Die südliche Front ist nicht weit weg von ihrem Standort. Gerade vermeldet die Ukraine in diesem Gebiet Erfolge. Aber wenn es nötig wäre, kann sich auch Walentina Swintowska vorstellen, zur Waffe zu greifen.
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Sieg, Freiheit - und "nur das Beste"
Ein Ende des Krieges. Das wünscht sich auch Polizistin Tschowpan: "Wir freuen uns auf den Sieg. Wenn wir den erreichen, dann haben wir alles. Unsere Träume werden wahr. Selbst solche einfachen, wie wieder einen Spaziergang durch die Stadt zu machen."
"Hexe" verbindet mit einem Sieg nicht nur die persönliche Freiheit: "Entwicklung für unser Land, Neugestaltung. Europäische Integration. Nur das Beste", sagt sie und bezieht wieder Stellung unter ihrer Tarnung, die Waffe fest im Griff.
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