Nach dem Willen der Bundesregierung soll in großen Unternehmensvorständen künftig mindestens eine Frau sein. Reicht das oder ist die Regelung zu lasch?
Die Bundesregierung hat die nach langem Koalitionsstreit vereinbarte Frauenquote für Unternehmensvorstände auf den Weg gebracht. Aus Sicht von Familienministerin Franziska Giffey und Justizministerin Christine Lambrecht (beide SPD) ist der Kabinettsbeschluss ein Meilenstein für die Gleichberechtigung. Kritik kommt von Opposition und Gewerkschaften.
Deutschland ist unter anderem dafür bekannt, dass es mit Angela Merkel eine Frau an seiner politischen Spitze hat. Doch mit 31,2 Prozent ist der Frauenanteil im Bundestag sonst eher gering. Sagt unsere Korrespondentin Andrea Maurer.
Strengere Regeln für Frauenquote
Der lange umstrittene Gesetzentwurf sieht vor, dass in Vorständen börsennotierter und paritätisch mitbestimmter Unternehmen mit mehr als drei Mitgliedern mindestens eine Frau sitzen muss. Für Unternehmen mit einer Mehrheitsbeteiligung des Bundes gibt es noch strengere Regeln: Hier soll generell bereits bei mehr als zwei Mitgliedern in der Geschäftsführung mindestens eine Frau sein.
Außerdem müssen Firmen künftig speziell begründen, wenn sie für den Vorstand, die beiden obersten Führungsebenen unterhalb des Vorstands und den Aufsichtsrat ohne Frauen planen. Die Sanktionen bei Verletzung der Berichtspflichten sollen schärfer werden.
"Es geht darum, dass Frauen die gleichen Chancen verdient haben!" Unter #ichwill fordern Frauen eine Frauenquote in Unternehmensvorständen - mit Erfolg.
Frauenministerin Giffey ist zufrieden
"Das ist ein riesengroßer Erfolg", sagte Giffey. Sie betonte, dass es nicht leicht gewesen sei, in der schwarz-roten Koalition eine Einigung zu finden. Lambrecht sprach von einem guten Tag für all die hoch qualifizierten Frauen in Deutschland.
Auch die Union lobte den Kompromiss. Man habe jahrelang versucht, den Frauenanteil in Führungspositionen auf freiwilliger Basis zu erhöhen, sagte die stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Nadine Schön.
Kritik: Frauenquote als "Minimalkonsens" nicht genug
Aus Sicht der Grünen-Politikerinnen Ulle Schauws und Claudia Müller ist der Regierungsentwurf schwach und lediglich ein Minimalkonsens. Auch Doris Achelwilm von der Linken-Bundestagsfraktion geht der Gesetzesentwurf nicht weit genug.
Auch der DGB sprach sich für strengere Regelungen aus. Die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds, Elke Hannack, nannte den Gesetzentwurf zwar einen wichtigen Schritt, um die "gläserne Decke" einzureißen. Sie forderte aber, dass Frauen gerade in großen Unternehmen stärker vertreten sein sollten.
Nach Meinung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) wird die Wirkung des Gesetzes begrenzt sein. Die Mindestbeteiligung werde die niedrigen Frauenanteile nicht sofort auf den Kopf stellen, dafür gelte sie für zu wenige Unternehmen, sagte DIW-Expertin Katharina Wrohlich der "Rheinischen Post".
32 betroffene Konzerne ohne Frau im Vorstand
Einer Auswertung der Organisation Fidar (Frauen in die Aufsichtsräte) zufolge wären 73 Konzerne betroffen, bei 32 von ihnen sitzt bislang keine weibliche Führungskraft in der Topetage.
Bevor das Gesetz in Kraft tritt, muss es noch den Bundestag passieren. Der Prozess solle noch in dieser Legislaturperiode abgeschlossen werden, sagte Giffey.