Inmitten der schönsten Lederhosen-Idylle im Elmauer Tal findet zum zweiten Mal der G7-Gipfel statt. Eine Holzbank und ein Bürgermeister ohne Sitzplatz standen 2015 im Mittelpunkt.
"Come here Major!": Es ist ein sonniger Bilderbuchtag beim G7-Treffen im Juni vor sieben Jahren. Eigentlich ist Thomas Schwarzenberger, Bürgermeister der kleinen Gemeinde Krün, im Protokoll gar nicht als Tischnachbar des US-Präsidenten Barack Obama vorgesehen. Aber der Präsident besteht darauf: Der Bürgermeister solle neben ihm sitzen.
Nach G7-Gipfel 2015: Briefwechsel mit US-Präsident Obama
Und so findet sich Schwarzenberger plötzlich zwischen Kanzlerin Angela Merkel und Präsident Obama wieder, beim legendären Weißwurstfrühstück. Barack Obama habe ein alkoholfreies Weißbier getrunken, erinnert sich Schwarzenberger; er selbst habe selbstverständlich eines mit Alkohol getrunken.
"Aus dieser Begegnung wurde dann sogar eine kleine Brieffreundschaft", erzählt der Bürgermeister der 2.000-Seelen-Gemeinde. Erst habe sich Obama persönlich mit einem Brief bei ihm für die Begegnung bedankt. Die Gemeinde revanchierte sich darauf mit einem Bildband und einer "Videokassette", erzählt Schwarzenberger.
Dann kam nochmals Post aus dem "White House": ein Buch mit persönlicher Widmung des Präsidenten und Präsente aus dem Weißen Haus, wie beispielsweise ein Anstecker verziert mit US-Sternenbanner und weiß-blauen Rauten.
Bürgermeister Schwarzenberger präsentiert die Gaben aus dem Weißen Haus mit sichtlichem Stolz. Dort steht auch das Weißbierglas, aus dem Obama nippte. "Eigentlich ein ganz normales Weißbierglas", sagt Schwarzenberger.
Bierbank wird zur Fotokulisse
Vor dem Rathaus in Krün erinnert eine Kopie der Bierbank von damals an den Besuch; auf der Tischplatte ein Foto Obamas inmitten seiner Gastgeber. Als Fotokulisse - besonders bei Braupaaren - sei die Bank sehr beliebt, erzählt Schwarzenberger.
- Die unterschiedlichen Gesichter der G7-Gegner
Bunt und familienfreundlich gegen den G7-Gipfel - so soll die Demo in München werden. Neben diesem Ziel sind die Motivationen für die Teilnahme doch ganz unterschiedlich.
Ob die Gipfelteilnehmer erneut einen Ausflug nach Krün machen werden? Ob es eine Wiederholung des Frühstücks mit Kanzler Olaf Scholz und US-Präsident Joe Biden geben werde? Schwarzenberger glaubt nicht dran "Die Rahmenbedingungen sind andere", erläutert Schwarzenberger. Seine größte Hoffnung sei, dass das Treffen Ergebnisse für einen Frieden in der Ukraine bringt.
Schloss Elmau: Von einfacher Holzbank zum begehrten Fotomotiv
Eine andere Holzbank sorgte oben auf Schloss Elmau für ein weiteres legendäres Foto: Obama lässig sitzend mit ausgebreiteten Armen, vor ihm stehend Angela Merkel. Ein Welthit im Internet. 750 auf 45 Zentimeter ist die Bank groß, also ein Riesending.
Erst vier Tage vor dem Gipfeltreffen hatte der Mittenwalder Handwerker Josef Neuner mit seinen Mitarbeitern die legendäre Obama-Bank aus einheimischer Fichte hergestellt. Zweieinhalb Tage habe man damals gebraucht.
Mit Essig und Eisenspänen sollte Bank rustikaler wirken
Weil die Bank damals aber noch nicht genug Patina hatte, wurde sie extra mit Eisenspänen und Essig bearbeitet, um rustikaler zu wirken. Heute will der Macher der Merkel-Obama-Holzbank gar nicht mehr so gerne darauf angesprochen. Aber ja, er habe die gleiche Bank noch ein paarmal nachbaut. Das Original steht aber noch immer an selber Stelle - bereit für ein weiteres Foto.
Doch die Stimmung im Elmauer Tal ist diesmal anders als vor sieben Jahren. Auf die Frage, ob er sich auf den erneuten Gipfel freue, antwortet Bürgermeister Schwarzenberger verschmitzt mit einem Zitat des bayerischen Komikers Karl Valentin: "Ich freue mich, wenn es regnet, denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch." Und so resümiert Schwarzenberger: "Dann freue ich mich halt auf den Gipfel."