Jeglicher Angriff auf die Ukraine hätte ernsthafte Konsequenzen, warnen die G7-Staaten Russland. Der Kreml reagiert - und sieht eine "Dämonisierung" Russlands.
Die führenden westlichen Industrienationen haben Russland eindringlich vor einem Angriff auf die Ukraine gewarnt und harte Konsequenzen angedroht. "Wir haben von diesem G7-Treffen aus eine klare Botschaft an Wladimir Putin gesendet", sagte die britische Außenministerin Liz Truss als Gastgeberin der Gespräche in Liverpool am Sonntag.
Der britische G7-Vorsitz wollte am Sonntag eine gemeinsame Erklärung der Staatengruppe mit einer klaren Warnung an Russland veröffentlichen.
- Baerbock: Einig bei Russland, China und Iran
Härte und Dialogbereitschaft: Die G7-Außenminister haben sich auf Grundsätze gegenüber Russland, China und Iran verständigt. Das teilte Ministerin Baerbock in Liverpool mit.
Russland sieht sich vom Westen "dämonisiert"
Der Kreml warf dem Westen im Gegenzug vor, Russland international zu dämonisieren. Moskau bedrohe niemanden, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow in einem am Sonntag im russischen Staatsfernsehen ausgestrahlten Interview. Auch Präsident Wladimir Putin hatte zuletzt Vorwürfe zurückgewiesen, dass Russland einen Überfall auf die Ukraine plane.
"Das Anheizen der gespannten Nachrichtenlage und so weiter, das wird einmal mehr mit dem Ziel einer weiteren Dämonisierung Russlands gemacht", sagte Peskow. Russland solle so als "Aggressor" dargestellt werden.
Zugespitzte Lage an russisch-ukrainischer Grenze
Die sich zuspitzende Lage an der russisch-ukrainischen Grenze war eines der zentralen Themen des G7-Treffens in Liverpool, bei dem die neue grüne Außenministerin Annalena Baerbock mehrere ihrer Amtskollegen kennenlernte. Zu der Runde gehören neben Großbritannien und Deutschland auch Frankreich, die USA, Italien, Japan und Kanada.
Bis 2014 galt der Staatenbund einschließlich Russland als G8 - Moskau wurde dann aber wegen der Annexion der Schwarzmeer-Halbinsel Krim ausgeschlossen. Seitdem haben die Spannungen unter anderem wegen des russischen Vorgehens in der Ukraine immer stärker zugenommen.
Zuletzt hatten Angaben der Nato über eine Konzentration russischer Truppen in der Nähe der ukrainischen Grenze international Besorgnis ausgelöst. Demnach hat Russland dort derzeit zwischen 75.000 und 100.000 Soldaten zusammengezogen. Befürchtet wird, dass ein russischer Angriff auf das Nachbarland bevorstehen könnte. Russland wies wiederholt zurück, einen Angriff auf die Ukraine zu planen.
US-Europabeauftragte reist nach Kiew und Moskau
Um Möglichkeiten für eine diplomatische Beilegung des Ukraine-Konflikts auszuloten, reist die Europabeauftragte des US-Außenministeriums, Karen Donfried, zu Beginn der Woche nach Kiew und Moskau. Sie werde von Montag bis Mittwoch Gespräche mit ranghohen Regierungsvertretern beider Länder führen, kündigte das US-Außenministerium am Samstag an.
Am Mittwoch will die US-Diplomatin dann nach Brüssel weiterreisen, um mit den Nato- und EU-Verbündeten über die Ukraine-Krise zu beraten.
In der Ostukraine bekämpfen sich seit 2014 pro-russische Milizen und die ukrainische Armee, nachdem Russland die ukrainische Halbinsel Krim annektiert hatte. Moskau unterstützt in dem Konflikt die Separatisten, die in Luhansk und Donezk sogenannte Volksrepubliken ausgerufen haben. Mehr als 13.000 Menschen wurden bei den Kämpfen bereits getötet.
- "Beträchtliche Aggression" gegenüber Ukraine
Die neue US-Botschafterin bei der Nato warnt im ZDF-Exklusiv-Interview vor einem russischen Einmarsch in der Ukraine. Und bleibt vage bei der Frage nach Konsequenzen.