Der ehemalige Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) spricht bei "Lanz" über die Gasknappheit und die "Riesenschwierigkeiten", die sie auslöst.
Zum Ukraine-Krieg und zur Gas-Versorgung in Deutschland; wie die Ukrainer auf den Fortgang des Krieges blicken und welche Chancen sie auf eine Beendigung sehen
Das Beste hoffen, aber das Schlimmste vorbereiten - in diesen politischen Kanon stimmte Sigmar Gabriel (SPD) am Donnerstagabend bei Markus Lanz mit Blick auf die aktuelle Gasknappheit ein:
Auswahl der Schwierigkeiten
Dieses Szenario würde erfordern, dass man Zuteilungen machen müsse, so Gabriel. Zwar habe man dafür "alle gesetzlichen Grundlagen, die man braucht", dennoch bringe das "Riesenschwierigkeiten". Daher könne man sich "immer nur aussuchen, welche Schwierigkeiten Sie glauben, eher bewältigen zu können". Gabriel sagte:
"Klar ist, dass die Privathaushalte am Anfang stehen, die sozusagen immer versorgt werden müssen."
Aber: "Was das heißt, wenn Sie einem großen Industriebetrieb nur noch in einem begrenzten Umfang Energie zur Verfügung stellen können, kann man sich leicht anschauen, wenn man sich die chemische Industrie anschaut."
Wen klemmen wir ab?
Der Journalist Roman Pletter griff dieses Beispiel auf: Der Chemiekonzern BASF produziere in Ludwigshafen über 40.000 Produkte, deren "komplexe Produktionsprozesse alle auf Gas basieren". Diese Produkte seien "maßgeblich für die weitere Produktion in anderen Werken", beispielsweise in Automobil- und Chemieunternehmen. Pletter sagte:
Angesichts dessen würde die Bundesnetzagentur versuchen herauszufinden, was das konkret bedeute. "Die Wahrheit ist: Niemand weiß es genau" - das sei das "eigentliche Horrorszenario". Pletter erklärte:
"Das große Problem, vor dem die Bundesnetzagentur momentan steht, ist: Wen klemmen wir dann eigentlich ab, wenn nicht mehr genug Gas da sein wird?"
In diesem Falle würde die Industrie zunächst "in einem speziellen Marktmechanismus" angeben, "ob sie vielleicht auf Gas verzichtet und dafür etwas bekommt", sagte Pletter, um daraufhin eine düstere Prognose abzugeben:
Um Verbraucher angesichts steigender Gaspreise zu entlasten, appelliert der ehemalige Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) an die Bundesregierung, auch die soziale Balance zu halten.
Explodierende Preise
Sigmar Gabriel bezeichnete die "reine Versorgungsfrage" als "nur einen Teil des Problems". Der zweite seien "nochmal dramatisch steigende Preise, selbst wenn physisch genug Gas zur Verfügung steht":
"Was bedeutet das eigentlich für die Heizkostenabrechnung, die Sie bekommen, für das vergangene Jahr und an Vorauszahlungen?"
Aus dieser Frage der Endverbraucher ergebe sich für die Bundesregierung die Frage, wie sie die "soziale Balance" gehalten kriege. Der ehemalige Bundeswirtschaftsminister stellte klar:
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