Nach dem Gasgipfel in Baden-Württemberg hat sich Ministerpräsident Kretschmann im ZDF hoffnungsvoll gezeigt. Bei der Überwindung der Krise komme es nun auf jeden einzelnen an.
Das Interview mit Winfried Kretschmann in voller Länge.
Wenn Verbraucher, Wirtschaft und Kommunen ihren Gasverbrauch um ein Fünftel senken, kann das Land Baden-Württemberg im besten Fall eine Mangel-Lage im Winter vermeiden. Das ist das Ergebnis des Gasgipfels der Landesregierung, wie Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) am Montag in Stuttgart erklärte. Voraussetzung für dieses positive Szenario sei aber, dass durch die Gaspipeline Nord Stream 1 weiter 40 Prozent der Lieferkapazität fließe.
- Gasgipfel: Einsparung um ein Fünftel nötig
Um ein Fünftel müsse der Verbrauch sinken, um einen Gas-Mangel in Baden-Württemberg zu vermeiden. Ministerpräsident Kretschmann appelliert an die Weitsicht der Bürger.
Dazu wurde ein Fünf-Punkte-Plan entworfen, der unter anderem vorsieht, dass in öffentlichen Gebäuden Wärme eingespart wird, Klimaanlagen nur im Notfall betrieben sollen und durch Homeoffice ineffiziente Gebäude komplett aus der Nutzung herausgenommen werden können. Im ZDF äußerte sich Ministerpräsident Kretschmann anschließend zu den Ergebnissen:
Hat es der Gasgipfel geschafft, Klarheit in die Planung zu bringen?
"Ja, ich bin etwas beruhigter. Wenn alle an einem Strang ziehen - Wirtschaft, öffentliche Verwaltung, aber auch Privatverbraucher - 15 bis 20 Prozent Gasverbrauch einzusparen, dann besteht die berechtigte Hoffnung und Zuversicht, dass wir nicht in eine Gasmangel-Lage geraten und dann einigermaßen ordentlich über diese Krise kommen."
"Natürlich ist das schwer, viele Krisen gleichzeitig zu bewältigen. Aber es bleibt uns nichts anderes übrig. Und jedenfalls hat Corona gezeigt, die Menschen sind bereit, sich krisengerecht zu verhalten."
Ministerpräsident Kretschmann hat zu einem Krisengipfel geladen, um Ideen gegen die Gasknappheit zu sammeln. Wegen der energieintensiven Industrie soll in Baden-Württemberg schon jetzt Gas gespart werden.
Was kann das Land außer Appellen tun, um die Ziele der Einsparungen zu erreichen?
"Das sind meistens gar nicht nur Appelle. Die Bundesregierung hat jetzt die Abhängigkeit vom Gas von 55 auf 30 Prozent reduziert durch neue Lieferquellen. Das ist ja kein Appell, das ist eine Maßnahme. An der Front wird weitergearbeitet. Es werden Maßnahmen ergriffen, um die Speicher schneller zu füllen. Dafür gibt es gesetzliche Vorgaben."
"Wir gehen da mit gutem Beispiel voran, senken die Temperaturen. Aber natürlich: Wenn man zwei Minuten duscht statt elf, dann spart man halt 80 Prozent der Energie, die man fürs Duschen braucht, ein.
Die Reparaturen an der Ostsee-Pipeline sind beendet. ZDFheute live disktuiert mit der Wirtschaftsweisen Prof. Grimm und einem Energieexperten, was Deutschland jetzt tun muss.
Ist der Zeitpunkt, um die Einsparungen umzusetzen, noch ausreichend oder zu spät?
"Ja, das weiß man erst hinterher, ob es reicht. Aber es besteht Zuversicht, dass wir die Speicher gefüllt bekommen bis zum Winter. Und es werden auch jetzt noch neue Quellen erschlossen. Zum Beispiel Gasbezug aus Frankreich haben wir in Aussicht. Also es wird an allen Fronten gearbeitet, dass wir die Krise bestehen. Und es lohnt sich. Denn wenn es zu einer Gasmangel-Lage kommt, hat das sehr schlimme Auswirkungen. Es gibt zwar geschützte Bereiche wie jetzt Krankenhäuser, auch Lebensmittel und Arzneien.
Aber wir sind heute so verflochten mit Lieferketten, sofort wirkt sich das eine auf das andere aus, und das sehen wir. Das wird dann sehr, sehr schwierig. Und es wird schwierige Debatten geben. Wer wird priorisiert werden? Darum alle Kraft darauf verwenden, dass es nicht so weit kommt.
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