Kretschmer: Nach Ukraine-Krieg wieder russisches Gas nutzen

    Michael Kretschmer fordert:Nach Krieg "wieder Gas aus Russland nutzen"

    23.10.2022 | 17:05
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    Deutschland soll wieder russisches Gas beziehen, wenn der Ukraine-Krieg "vorbei ist", so Sachsens Ministerpräsident Kretschmer. Kritik kommt von anderen Ministerpräsidenten.

    Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer während einer Pressekonferenz in Bautzen.
    Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (Archivbild).
    Quelle: dpa

    Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hat sich für eine Wiederaufnahme der russischen Gaslieferungen nach dem Ukraine-Krieg ausgesprochen. "Wir brauchen langfristige Verträge für Flüssiggaslieferungen aus den USA, Katar und anderen arabischen Ländern. Außerdem müssen wir endlich eigenes Erdgas in der Nordsee erschließen", sagte Kretschmer der "Bild am Sonntag" und ergänzte:

    Und wenn der Krieg vorbei ist, sollten wir auch wieder Gas aus Russland nutzen.

    Michael Kretschmer, Ministerpräsident Sachsens

    Auf die Frage, ob er davon ausgeht, dass die beschädigte Gas-Pipeline Nord Stream 1 wieder repariert wird, sagte er: "Wir werden Pipeline-Gas brauchen, und das geht nur mit funktionierenden Pipelines."
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    Günther und Weil lehnen Kretschmers Vorstoß ab

    Kritik an Kretschmers Vorstoß kommt aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) sagte, der Russland-Vorschlag seines Parteikollegen Kretschmer sei "nicht der richtige Weg".
    "Ich finde, wir sollten jetzt nicht die nächste Debatte darüber führen, dass wir uns wieder in Abhängigkeiten begeben", sagte Günther nach vorab veröffentlichten Äußerungen in der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin" von Sonntagabend. Ziel müsse es sein, "von Russland unabhängig zu sein".
    Auch der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) wandte sich gegen Kretschmers Vorschlag. "Das Verhältnis zwischen Deutschland und Russland ist, so fürchte ich, auf Jahre zerrüttet", sagte er am Sonntag der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "Ich sehe derzeit leider nicht, dass das durch den brutalen Krieg zerstörte Vertrauen in absehbarer Zeit wiederhergestellt werden kann."
    Auch wenn sich alle "so schnell wie möglich" Frieden für die Ukraine wünschten, liege die Zukunft der deutschen Energieversorgung nicht im Gas, sondern in erneuerbare Energien.

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    Kretschmer: "Dieser Krieg muss angehalten werden"

    Deutschland sollte nach Auffassung Kretschmers gemeinsam mit anderen Ländern zudem auf eine Verhandlungslösung drängen, um den Krieg zu beenden. "Es braucht jetzt eine gemeinsame diplomatische Anstrengung von der EU, den USA, China, Indien und Japan. Dieser Krieg muss angehalten werden", sagte der sächsische Ministerpräsident.

    Es gibt keinen einzigen Grund, warum die Ukraine auch nur auf einen Quadratmeter ihres Territoriums verzichten sollte.

    Michael Kretschmer, Ministerpräsident Sachsens

    "Kriegsschäden müssen von Russland ausgeglichen, Kriegsverbrecher zur Verantwortung gezogen werden." Mit dieser Haltung müsse man in Friedensgespräche gehen, so Kretschmer.
    Bereits im August hatte Michael Kretschmer darauf gepocht, "den Krieg einzufrieren".25.08.2022 | 2:11 min

    Kretschmer: Auswirkungen der Sanktionen auf Wirtschaft "muss uns klar sein"

    Er äußerte sich zudem skeptisch über die Auswirkungen der EU-Sanktionen gegen Russland. "Sanktionen sind immer besser als der Einsatz von Waffen. Aber sie müssen bei dem Aggressor auch die nötige Wirkung entfalten", sagte er. "Uns muss klar sein, welche Auswirkungen die Sanktionen für die deutsche Wirtschaft haben. Da baut sich gerade ein Tsunami auf."
    Kretschmer hatte bereits zuvor mit umstrittenen Äußerungen über den Ukraine-Krieg für Aufsehen gesorgt. In der ZDF-Sendung Markus Lanz hatte er sich für ein "Einfrieren des Krieges" und einen Waffenstillstand ausgesprochen. Der damalige ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, hatte daraufhin eine Einladung des CDU-Politikers in seine Heimat zurückgezogen.
    Sehen Sie hier die ganze Folge Markus Lanz mit dem sächsischen Ministerpräsidenten vom 24. August 2022:
    Über den Ukrainekrieg, die Energieversorgungslage und die Energiepolitik der letzten Jahrzehnte24.08.2022 | 75:41 min
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    Quelle: dpa, AFP, Reuters

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