Wie viel Prozent des Erdgases in Deutschland wandert in die Stromerzeugung? Und funktioniert der komplette Umbau auf Erneuerbare Energien? Wissenswertes zur Energiediskussion.
Die Gewinnung und Verarbeitung von Erdgas ist im Vergleich zu anderen fossilen Energieträgern umweltfreundlicher, denn Erdgas hat unter den fossilen Energieträgern die relativ geringsten Emissionen.
Wird es als Primärenergie, also zum Heizen eingesetzt, erfordert das keinen Umwandlungsprozess. Dementsprechend muss dafür auch keine Energie eingesetzt werden.
Ein weiterer Vorteil: Damit das Gas bei den Verbrauchern ankommt, wird es überwiegend durch ein unterirdisches Gasnetz, durch Pipelines, transportiert. Das vermeidet Energieverbräuche und Umweltschadstoffe, die bei der Auslieferung zum Beispiel mit Lkw entstehen.
"Ich würde empfehlen, Türen zu schließen und bestimmte Räume zu heizen", so Harald Lacher, Energieberater der Verbraucherzentrale. Wärmepumpen seien auch empfehlenswert.
Strom sparen gleich Gas sparen?
Das meiste importierte Erdgas in Deutschland wird verbrannt und damit Wärme erzeugt. Erdgas treibt aber auch Turbinen in Kraftwerken an, die dann Strom erzeugen. Mit der entstandenen Wärme kann man zusätzlich heizen, das nennt man Kraft-Wärme-Kopplung.
In Deutschland wird derzeit rund 16 Prozent des Gases zur Stromerzeugung verwendet. Der Rest, der Großteil des Gases, wandert in Heizungen und Warmwasser, denn die Hälfte aller Wohnungen in Deutschland wird mit Gas beheizt. Gaskraftwerke haben den Vorteil, dass sie sehr schnell hochgefahren werden können. Es ist wie beim Gasherd: Gas an - und die Energie ist da.
Das gleiche gilt auch für die Stromerzeugung. Bei Bedarf können Gaskraftwerke in kürzester Zeit deutlich mehr Strom liefern. Das macht sie zu wichtigen Bestandteilen eines schwankenden Stromnetzes und damit zu einer perfekten Ergänzung von Erneuerbaren Energien. Je stärker nämlich auf Energien aus Wind und Sonne gesetzt wird, desto größer wird auch der Bedarf nach Energieformen, die die wetterbedingten Schwankungen ausgleichen.
Strommix in Deutschland: Kohle 2021 vorn
Der Strommix gibt an, welche Energiequellen für die Stromerzeugung genutzt werden. Kohle war im Jahr 2021 der wichtigste Energieträger zur Stromerzeugung in Deutschland. Der Anteil von Kohlestrom an der insgesamt eingespeisten Strommenge betrug laut Zahlen des Statistischen Bundesamtes 30,2 Prozent.
Der Anteil der Erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung ging 2021 gegenüber 2020 von 47,1 auf 42,4 Prozent zurück. Dabei nahm vor allem die Stromeinspeisung aus Windkraft deutlich um 13,3 Prozent ab, was auf große Windarmut in 2021 zurückzuführen ist.
Der Anteil von Erdgas an der Stromerzeugung lag im Jahr 2021 bei 12,6 Prozent, nachdem er im Vorjahr bei 13,7 Prozent gelegen hatte. Die Stromeinspeisung aus Kernenergie stieg im Jahr 2021 auf einen Anteil von 12,6 Prozent an der gesamten eingespeisten Strommenge (2020: 12,1 Prozent).
Komplett Erneuerbar - geht das?
Das Thema wird kontrovers diskutiert. Weil Deutschland seine Klimaziele erreichen muss, bis Ende 2022 aus der Atomkraft aussteigt und bis spätestens 2038 Schritt für Schritt aus der Kohle, geht es um die Frage, woher der Strom dann kommen soll – und ob die Erneuerbaren Energien den kompletten Bedarf decken können.
Deutschland könnte seinen Bedarf zu 100 Prozent aus Erneuerbaren Energien decken, wenn das Ausbautempo bei Wind- und Solarenergie stark gesteigert wird, das sagt zum Beispiel das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin.
Andere Wissenschaftler bezweifeln das. Insgesamt ist das Szenario extrem schwer zu berechnen, hängt der Ausbau doch außer technischen Komponenten auch von der gesellschaftlichen Akzeptanz und dem politischen Willen ab.
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