Der IEA-Chef warnt, dass Europa nicht ausreichend auf einen Gasmangel im Winter vorbereitet ist: "Wir müssen 20 Prozent unseres Gasverbrauchs einsparen", sagte Birol ZDFheute.
In deutlichen Worten warnt Fatih Birol, Vorsitzender der Internationalen Energie-Agentur (IEA), vor einer Gaskrise. Europa sei derzeit keinesfalls ausreichend vorbereitet. "Dieser Winter wird ein historischer Test für Europa", so Birol gegenüber ZDFheute.
Die Energieminister der EU-Staaten beraten über einen Gas-Notfallplan zur Versorgungssicherung in diesem Winter. Ein Vorschlag: eine verpflichtende Einsparung von 15 Prozent Gas.
Birol: Notfallplan "Schritt in richtige Richtung"
Dass sich die Energieminister der EU in Brüssel heute auf einen Gas-Notfallplan mit einem Einsparziel von 15 Prozent verständigen, hält Birol zwar für einen "Schritt in die richtige Richtung". Allerdings: Selbst wenn alle anderen Energiequellen optimal ausgeschöpft würden, werde das nicht ausreichen.
So müsse Europa seiner Einschätzung nach 20 Prozent des Gas-Verbrauchs einsparen, um eine größere Krise zu verhindern. Erforderlich sei dafür, so Birol, eine große Solidarität innerhalb Europas:
IEA-Chef besorgt wegen geringer Füllstände
Sorge bereiten Birol derzeit vor allem die zu geringen Füllstände der Gasspeicher. "Wenn wir einen komfortablen, normalen Winter in Europa erleben, müssen unsere Gasspeicher zu 90 Prozent gefüllt sein, bevor der Winter beginnt." Heute liege der Füllstand im Schnitt bei etwas über 60 Prozent, so Birol.
Die Internationale Energieagentur wurde 1974 in Reaktion auf die damalige Ölkrise gegründet. Sie sitzt in Paris. Aktuell gehören ihr 31 Staaten an, darunter Deutschland sowie die meisten anderen EU-Staaten.
Der türkische Wirtschaftswissenschaftler Fatih Birol leitet die Internationale Energie-Agentur seit 2015.
- EU verabschiedet Notfallplan zum Gassparen
Moskau hat die Gaslieferungen weiter gedrosselt. Die EU hat sich deshalb auf einen Notfallplan verständigt, um mehr Gas zu sparen. Dieser enthält aber viele Ausnahmen.