Im Zuge der Gaskrise warnt die Bundesnetzagentur vor einer Verdreifachung der Preise. Verbraucher sollten deshalb von nun an stärker sparen.
Die monatlichen Abschlagszahlungen für Verbraucher von Erdgas werden sich nach Einschätzung der Bundesnetzagentur im kommenden Jahr mindestens verdreifachen. "Bei denen, die jetzt ihre Heizkostenabrechnung bekommen, verdoppeln sich die Abschläge bereits - und da sind die Folgen des Ukraine-Krieges noch gar nicht berücksichtigt", sagte der Präsident der Behörde, Klaus Müller, dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland".
An den Börsen hätten sich die Preise zum Teil versiebenfacht. "Das kommt nicht alles sofort und nicht in vollem Umfang bei den Verbrauchern an, aber irgendwann muss es bezahlt werden. Und deshalb ist es ja auch so sinnvoll, jetzt stärker zu sparen", führte Müller weiter aus.
Zehn Tage lang fließt durch die Pipeline Nord Stream 1 kein Gas. Eigentlich Routine, doch die Sorge ist groß: Wird Russland den Hahn nach der Wartung wieder aufdrehen? Wird das Gas knapp, könnte es auch für Verbraucher teuer werden.
Müller: Selbst im Worst Case geht Deutschland nicht das Gas aus
Auf die Frage, was er davon halte, die höheren Beschaffungskosten der Gashändler mit einer Umlage an die Gaskunden weiterzugeben, sagte der Netzagentur-Chef: "Das ist eine politische Entscheidung, die man sehr genau abwägen muss." Man könne so mit Milliarden die Unternehmen unterstützen. Die andere Variante wäre, "die Preise durchzugeben und dann zielgenau denen zu helfen, die sie nicht mehr tragen können".
Müller trat Befürchtungen entgegen, dass Privathaushalte im Fall einer Gasmangellage nachrangig versorgt werden könnten.
"Selbst im schlimmsten Szenario wird Deutschland weiter Gas bekommen aus Norwegen und von Terminals aus Belgien oder Holland, demnächst auch direkt von Terminals an der deutschen Küste." Dass gar kein Gas mehr bei den Menschen zu Hause ankommt, halte er für "nicht sehr wahrscheinlich".
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Stoppt Russland die Gaslieferungen?
Seit Montag liefert Russland durch die wichtige Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 wegen Wartungsarbeiten kein Gas mehr. Die Arbeiten sollen bis zum 21. Juli dauern. Offen ist, ob anschließend wieder Gas fließen wird.
Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger macht sich daher große Sorgen um die deutsche Wirtschaft. "Es sieht so aus, als ob Russland das Gas stark verknappt oder auf Dauer gar nichts mehr liefert", sagte Dulger der "Süddeutschen Zeitung".
Ein Gaslieferstopp stelle die deutsche Wirtschaft vor ernste Probleme. Das bleibe nicht auf die Industrie beschränkt, sondern betreffe alle. "Wir müssen uns ehrlich machen und sagen: Wir werden den Wohlstand, den wir jahrelang hatten, erstmal verlieren", sagte Dulger.
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