Jetzt steht es fest: Die Gasumlage ab Oktober wird 2,419 Cent betragen. Wie funktioniert das Prinzip? Was ist zu beachten? Und mit welchen Kosten ist zu rechnen? Ein Überblick.
Die Umlage für Gaskunden in Deutschland ab Oktober wird 2,419 Cent pro Kilowattstunde betragen. Das teilte das Unternehmen Trading Hub Europe (THE), der Zusammenschluss der Gasnetzbetreiber, am Montag in Ratingen mit. Worum es geht und wie es weitergeht - ein Überblick:
Wer muss die Gasumlage zahlen?
Die Umlage müssen alle Gaskunden in Deutschland zahlen, also 21 Millionen Privathaushalte und Industriekunden. Die Industrie war 2021 mit 36,5 Prozent am gesamten Gasverbrauch beteiligt.
Wie viel Mehrkosten kommen auf uns zu?
Auf einen Familienhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden kommen durch die Gasumlage Mehrkosten in Höhe von gut 480 Euro zu - ohne Mehrwertsteuer.
Dazu kommen marktgetriebene, teilweise drastische Preissteigerungen, die schrittweise bei den Kunden ankommen. Einer Studie zufolge könnte die Gasumlage die Teuerungsrate in Deutschland auf mehr als zehn Prozent erhöhen. Das "Handelsblatt" zitiert dabei Berechnungen des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, denen zufolge die Gasumlage die Inflation um bis zu zwei Prozentpunkte zusätzlich steigen lassen könnte.
Wann kommt die Umlage bei den Verbrauchern an?
Die Umlage gilt ab Anfang Oktober - sie werde aber nicht unmittelbar auf Rechnungen sichtbar werden, sondern mit etwas Zeitverzug, so das Wirtschaftsministerium. Das Ministerium rechnet damit, dass die Umlage wahrscheinlich erstmals im November/Dezember auf den Rechnungen ausgewiesen werde.
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) rechnet allerdings damit, dass einige Versorger die Umlage schon ab dem 1. Oktober ihren Kunden in Rechnung stellen werden. Die Umlage wird laut Ministerium monatlich abgerechnet und kann alle drei Monate angepasst werden.
Was passiert, wenn Russland wieder Gas liefert?
Sollte Russland die zugesicherten Mengen wieder vollumfänglich liefern, werde die Preisanpassung auf null gesetzt, so das Ministerium. Die Höhe der Umlage hängt also wesentlich von Umfang und Preis des als Ersatz beschafften Gases sowie von der Nachfrage ab. Je höher der Ausgleich für die Importeure, desto höher auch die Umlage.
Warum ist die Umlage überhaupt nötig?
Gasimporteure haben Lieferpflichten gegenüber ihren Kunden, vor allem gegenüber Stadtwerken. Die Importeure können diesen Lieferpflichten nur gerecht werden, indem sie die ausgefallenen Mengen aus Russland durch den Kauf deutlich teurerer Mengen am Kurzfristmarkt ersetzen. Bisher können diese Mehrkosten nicht weitergegeben werden. Die Folge: Bei Importeuren sind erhebliche Verluste entstanden, der Fortbestand der Unternehmen kann gefährdet werden.
Welche Alternative gibt es?
Die Alternative wäre gewesen, den finanziellen Ausgleich für die Importeure über den Staatshaushalt zu finanzieren. Dies wäre aber mit "erheblichen Belastungen" des Etats verbunden, heißt es in der Verordnung. Politisch setzt die Bundesregierung außerdem ein Preissignal: Gassparen lohnt auch finanziell.
Wie funktioniert die Umlage?
Kern sind Ausgleichszahlungen an die Gasimporteure. Sie sollen ausreichen, um Insolvenzen zu verhindern. Der finanzielle Ausgleich für betroffene Gasimporteure ist zeitlich beschränkt auf die Erfüllung von vertraglichen Lieferverpflichtungen vom 1. Oktober 2022 bis zum 1. April 2024.
Welche finanzielle Last tragen die Importeure?
Bis Oktober tragen laut Ministerium die betroffenen Gasimporteure alle Kosten für die Ersatzbeschaffung allein. Danach tragen sie 10 Prozent der Kosten dauerhaft selbst.
Welche Unternehmen haben Ansprüche angemeldet?
Alle Gasimporteure, die bis Samstagnacht Ansprüche angemeldet haben, bekommen die Mehrkosten, die sie durch teure Ersatzbeschaffung haben, zu 90 Prozent erstattet. Nach Informationen von ZDFheute handelt es sich um zwölf Unternehmen, darunter Uniper, die EnBW-Tochter VNG, Wingas mit der Schwestergesellschaft WIEH sowie die österreichische OMV. RWE und Shell haben darauf verzichtet, Ansprüche anzumelden.
Verdient auch der Staat durch die Umlage?
Der Staat muss auf die Umlage Mehrwertsteuer erheben - das sagt das EU-Recht, obwohl die deutsche Regierung das eigentlich gar nicht will. Deshalb hat die Regierung am Donnerstag angekündigt, die Mehrwertsteuer auf Gas generell von 19 auf 7 Prozent zu senken.
Das entlastet laut Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mehr als die Umlage belastet. Die ermäßigte Steuer gilt genauso lang wie die Gasumlage.
Welche offenen Fragen gibt es?
Ein Problem ist, wie mit Kunden mit Festverträgen umgegangen wird. Aus dem Ministerium hieß es bisher nur, dies werde geprüft. In einem Brief an Habeck warnten der BDEW und der Verband kommunaler Unternehmen, eine Preisanpassung gegenüber Kunden mit Verträgen ohne Anpassungsmöglichkeit könne bis zum 1. Oktober nicht durchgesetzt werden.