UN-Generalsekretär António Guterres hat angesichts der zusehends eskalierenden Gewalt in Nahost vor unkontrollierbaren Folgen für den gesamten Nahen Osten gewarnt.
Der Nahost-Konflikt habe das "Potenzial, eine unaufhaltsame Sicherheits- und humanitäre Krise auszulösen und den Extremismus nicht nur auf dem besetzten palästinensischen Gebiet und in Israel, sondern in der gesamten Region weiter zu fördern", sagte UN-Generalsekretär Guterres am Sonntag bei einer weiteren Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats in New York.
Er zeigte sich "entsetzt" über die steigende Zahl getöteter palästinensischer Zivilisten durch israelische Luftangriffe in Gaza und "verurteilte" israelische Opfer durch Raketen aus dem Gazastreifen. Guterres erwähnte auch die mögliche Vertreibung einiger palästinensischer Familien aus ihren Häusern in Ost-Jerusalem. Fortschritt in dem Konflikt führe nur über Verhandlungen mit dem Ziel einer Zwei-Staaten-Lösung.
USA verlangen ebenfalls Ende der Gewalt in Nahost
Die amerikanische UN-Botschafterin Linda Thomas-Greenfield verlangte ebenfalls ein Ende der Gewalt und betonte, die Vereinigten Staaten "versuchen unermüdlich auf diplomatischem Wege, diesen Konflikt zu beenden". Thomas-Greenfield forderte die islamistische Palästinensergruppe Hamas auf, Raketenangriffe auf Israel einzustellen.
Alle Konfliktparteien müssten sich in Zurückhaltung üben: "Dies beinhaltet die Vermeidung von Provokationen, gewalttätige Angriffe und Terroranschläge sowie Vertreibungen, einschließlich in Ost-Jerusalem, das Abreißen von Häusern sowie den Siedlungsbau östlich der Grenzen von 1967."
Die Vereinigten Staaten - Israels wichtigster Verbündeter - waren im Sicherheitsrat bei dem Thema Nahost in den Tagen zuvor isoliert und verhinderten eine gemeinsame Stellungnahme. Diese wäre im Gegensatz zu einer bindenden Resolution ein eher symbolisches Zeichen, das allerdings Druck entfalten könnte. Ob es am Sonntag ein gemeinsames Statement geben würde, blieb zunächst unklar.
Israel zerstört Haus von Hamas-Spitzenfunktionären
Bei israelischen Luftangriffen auf Gaza-Stadt sind nach palästinensischen Angaben am Sonntag mindestens 42 Menschen getötet worden. Das Gesundheitsministerium des Gazastreifens sprach von zudem 50 Verletzten. Unter den Toten seien zwölf Frauen und acht Kinder.
Artillerie und Luftbombardements - und kein Ende der Gewalt in Sicht: Bei neuen Angriffen von beiden Seiten gab es mindestens 42 Todesopfer, darunter acht Kinder.
Zuvor hatte Israel die Häuser von Hamas-Spitzenfunktionären zerstört. Offenbar hat es seine Angriffe verstärkt, um der militant islamistischen Hamas so viele Verluste wie möglich zuzufügen.
Schlimmste Eskalation seit 2014
Der gegenwärtige Schlagabtausch ist die schlimmste Eskalation seit dem Gaza-Krieg von 2014. Sie hatte vor knapp einer Woche begonnen, als sich die in Gaza regierende Hamas zur Verteidigerin Jerusalems erklärte und Raketen auf die Stadt abfeuerte, die sowohl Juden als auch Muslimen heilig ist. Bislang wurden nach israelischen Angaben rund 3.100 Raketen aus dem Gazastreifen in Richtung Israel geschossen.
Das Abwehrsystem Eisenkuppel ("Iron Dome") fing etwa 1.210 Raketen ab, wie die Armee am Sonntagabend bei Twitter mitteilte. Rund 450 der abgefeuerten Raketen seien noch im Gazastreifen selbst niedergegangen.
Israels Armee reagiert auf den Beschuss, der vergangenen Montagabend begonnen hatte, mit massiven Angriffen auf Ziele im Gazastreifen, vor allem durch die Luftwaffe. Die Zahl der Angriffe wurde zuletzt mit etwa 650 beziffert.