Konferenz: Viele Staaten sichern Ukraine Winterhilfen zu

    Geberkonferenz in Paris:Viele Staaten sichern Ukraine Winterhilfen zu

    von Luis Jachmann, Paris
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    Seit Wochen greift Russland die ukrainische Infrastruktur an, was zu massiven Stromausfällen führt. Etliche Staaten haben der Ukraine bei einer Konferenz nun Soforthilfen zugesagt.

    Im Krankenhaus von Mykolajiw in der Ukraine operieren die Ärzte im Akkord - trotz regelmäßiger Stromausfälle. Weil das Netz wegen russischer Bombardierungen häufig lahmgelegt ist, kommen Notaggregate zum Einsatz. Das ukrainische Gesundheitswesen trotzt der heiklen Situation. Doch die Frage ist, wie lange noch.
    Wolodymyr Selenskyj appellierte am Dienstag an die internationale Staatengemeinschaft, die Ukraine dabei zu unterstützen, die kritische Infrastruktur aufrechtzuerhalten.

    Selenskyj: Ukraine braucht kurzfristig 800 Millionen Euro

    Per Video zugeschaltet zu einer internationalen Geberkonferenz in Paris sagte der ukrainische Präsident:

    Wir brauchen kurzfristig 800 Millionen Euro für die Energieversorgung. Das sind hohe Kosten, aber lieber investieren wir gemeinsam, als Blackouts zu nehmen.

    Wolodymyr Selenskyj, ukrainischer Präsident

    Selenskyj forderte die EU auf, die Ukraine mit Energieimporten zu unterstützen. Die kritische Infrastruktur steht seit Wochen im Mittelpunkt russischer Angriffe. Die gezielte Zerstörung von Stromtrassen und Kraftwerken verfolgt nach Ansicht Kiews ein konkretes Ziel: den Widerstand der ukrainischen Bevölkerung zu brechen - auch angesichts von Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt.



    Etwa eine Milliarde Euro Soforthilfen für die Ukraine

    Russland habe seine Strategie seit Oktober geändert, heißt es aus dem Elysée-Palast. Die kritische Infrastruktur müsse geschützt werden. Um dafür neue Gelder zu mobilisieren, hat der französische Präsident Emmanuel Macron heute 46 Staaten und 24 internationale Institutionen nach Paris eingeladen. Knapp eine Milliarden Euro Soforthilfen wurden zugesagt.

    Die Ukraine ist nicht auf sich gestellt im Kampf gegen Angriffe, die es auf die Zivilbevölkerung und die Infrastruktur absehen.

    Emmanuel Macron, französischer Präsident

    "Russland gibt offen zu, hinter diesen Angriffen zu stehen. Diese haben die Absicht, den Widerstand der ukrainischen Bevölkerung zu brechen", so Macron zum Auftakt der Konferenz. Das sei Putin bisher nicht gelungen.
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    Zuletzt führte Moskau den Krieg in der Ukraine immer stärker gegen die Infrastruktur. In der Hafenstadt Odessa gibt es nun teilweise wieder Strom.12.12.2022 | 2:29 min

    Macron sicherte Kiew volle Unterstützung für Friedensplan zu

    Der französische Präsident hatte kürzlich mit seiner Aussage, man müsse auch über Sicherheitsgarantien für Russland nach Kriegsende sprechen, in Teilen Europas und vor allem in der Ukraine Kritik geerntet.
    Am Wochenende hatte er versucht, die Wogen in einem persönlichen Telefonat mit Selenskyj zu glätten. Dabei habe Macron dem ukrainischen Präsidenten die "volle Unterstützung für seinen 10-Punkte-Friedensplan zugesichert", hieß es im Anschluss an das Gespräch.

    Frankreich will Ukraine mit 76,5 Millionen Euro helfen

    Damit es dazu überhaupt kommen kann, müssen internationale Gelder in kritische Bereiche fließen, so Macron heute: in die Energieinfrastruktur, ins Gesundheitswesen und in die Nahrungs- und Trinkwasserversorgung.
    Frankreich kündigte über 76,5 Millionen Euro zusätzliche Hilfsgelder an. Diese sollen etwa für Generatoren ausgegeben werden, um ganze Städte mit Strom zu versorgen. 500 französische Unternehmen haben ihre Hilfsbereitschaft bereits angekündigt.
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    "Je kälter es wird, desto schwieriger und dramatischer wird die Lage", so Christian Mölling, Forschungsdirektor Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik.12.12.2022 | 5:22 min

    Deutschland steuert zusätzlich 50 Millionen Euro bei

    Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock sagte 50 Millionen Euro Soforthilfe zu, zusätzlich zu 160 Millionen Euro, die bereits fließen:

    Wir sorgen dafür, dass über Weihnachten die Winterhilfe vor Ort ankommt. Das sind Generatoren, Transformatoren, Winterdecken, Heizmittel.

    Annalena Baerbock, deutsche Außenministerin

    "Der russische Präsident will mit seiner Kriegsführung des Erfrierens die Menschen in der Ukraine brechen und das lassen wir nicht zu." Die Europäische Union besorgt für 30 Millionen Euro LED-Lampen. Laut der EU-Kommission können ukrainische Haushalte so bis zu 88 Prozent Strom einsparen.

    China nimmt nicht an Konferenz teil

    Und auch einige Golfstaaten, südostasiatische Länder und die USA sicherten neue Hilfsgelder zu. Einen Wermutstropfen für Macrons Bemühungen, alle an einen Tisch zu holen, gab es dann aber doch: China blieb der Konferenz fern.
    Und dennoch scheint die Botschaft von Paris nach Kiew unmissverständlich: mit vereinten Kräften soll die Ukraine einen langen, harten Winter überstehen.
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