Der Tod von George Floyd bewegt die Welt. Auch in Deutschland gingen Zehntausende gegen Polizeigewalt und Rassismus auf die Straße - von München über Hamburg bis Berlin.
Nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd infolge eines brutalen Polizeieinsatzes in den USA haben auch in Deutschland zehntausende Menschen gegen Rassismus und Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe demonstriert.
Proteste in rund 20 deutschen Städten
Afrodeutsche Initiativen hatten in rund 20 Städten zu den Protesten unter dem Motto "Silent Demo" aufgerufen. Allein am Berliner Alexanderplatz waren es nach Polizeiangaben rund 15.000 Teilnehmer, die Veranstalter hatten mit 1.500 Teilnehmern gerechnet. In München gingen etwa 25.000 Demonstranten auf die Straße.
In den USA gehen die Menschen überall auf die Straße. ZDF-Korrespondent Johannes Hano berichtet aus New York.
Zugelassen waren zum Schutz vor Corona-Infektionen lediglich 525 Teilnehmer. Mehrere U- und S-Bahn-Stationen wurden zeitweise geschlossen, um weiteren Andrang zu begrenzen. Die Versammlung wurde in Absprache mit der Polizei schließlich von den Veranstaltern beendet.
"Der Alexanderplatz ist voll", schrieb die Berliner Polizei im Internetdienst Twitter. Eindringlich wurde am Nachmittag dazu aufgerufen, nicht mehr dorthin zu kommen. Um durch mehr Ausweichplätze Abstände zwischen den Teilnehmern zu ermöglichen, sperrte die Polizei mehrere umliegende Straßen komplett ab.
"Es ist gut, dass von vielen auf ausreichend Abstand und das Tragen von Mundschutz geachtet wird", bescheinigte die Berliner Polizei den Demonstranten insgesamt ein diszipliniertes Verhalten.
Polizei: Abstandsregeln nicht eingehalten
Die Deutsche Polizeigewerkschaft kritisierte auf Twitter gleichwohl, dass Abstandsregeln in dem Gedränge de facto nicht mehr eingehalten worden seien.
Die Frankfurter Polizei wies ebenfalls darauf hin, dass die Teilnehmer der Proteste durchaus versucht hätten, Infektionsgefahren durch Abstandhalten und das Tragen von Schutzmasken zu verringern. Gleichwohl war das Gedränge auch hier teilweise groß.
Protest gegen Polizeigewalt und gegen Trump
Viele Demonstranten kritisierten neben der Polizeigewalt gegen Schwarze in den USA auch das Verhalten von US-Präsident Donald Trump, der mit dem Einsatz der Armee gegen antirassistische Proteste gedroht hat. Aber auch Rassismus in Deutschland wurde angeprangert. Geplant war von den Veranstaltern eigentlich ein stiller Protest.
- Erste Trauerfeier für George Floyd
Bürgerrechtler Al Sharpton kündigte auf der Trauerfeier für George Floyd einen neuen Marsch auf Washington an. Vor 57 Jahren hatte dort Martin Luther King "I have a Dream!" ausgerufen.
Tatsächlich waren vielerorts aber auch laute Protestrufe gegen Rassismus, Intoleranz und Diskriminierung zu hören. Ein Kernpunkt der Kundgebungen war jeweils eine Schweigephase von acht Minuten und 46 Sekunden - ein Hinweis auf die Zeit, in der George Floyd von einem weißen Polizisten am 25. Mai in Minneapolis die Luft abgedrückt worden war, bis er starb.
Der Beamte hatte dem 46-Jährigen bei seiner Festnahme minutenlang das Knie auf den Nacken gedrückt, obwohl Floyd wiederholt sagte, er bekomme keine Luft mehr. Am Samstag fanden außer in Deutschland auch in zahlreichen weiteren Städten weltweit Proteste statt.
- Was tun gegen Rassismus in Deutschland?
Rassismus werde in Deutschland häufig zu eng definiert. Experten fordern im Zuge der Floyd-Proteste, dass auch hier gegen institutionelle Diskriminierung vorgegangen wird.