Die Bundesregierung will die Weitergabe von Gepard-Flugabwehrpanzern an die Ukraine ermöglichen. Doch Experten sind skeptisch wegen der langen Ausbildungszeit der Besatzungen.
Die Bundesregierung will eine Lieferung von Panzern aus Beständen der Industrie an die Ukraine erlauben. Das sagte Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) zum Auftakt eines Verteidigungsminister-Treffens in Ramstein am Dienstag.
Der Hersteller Krauss-Maffei Wegmann (KMW) soll grünes Licht erhalten, um technisch aufgearbeitete Gepard-Flugabwehrpanzer aus früheren Bundeswehr-Beständen verkaufen zu können. Wie viele Panzer an die Ukraine weitergegeben werden könnten, ist noch nicht bekannt, im Februar hatte KMW mitgeteilt, man habe noch etwa 50 Gepard-Panzer vorrätig.
Was kann der Gepard-Flugabwehrpanzer?
Der Gepard war über Jahrzehnte wichtiger Bestandteil der Heeresflugabwehrtruppe der Bundeswehr, die Bekämpfung von tieffliegenden Zielen, darunter auch Hubschraubern, seine Aufgabe. Er kann aber auch gegen Bodenziele eingesetzt werden. 2010 musterte ihn die Bundeswehr aus, die Heeresflugabwehrtruppe wurde 2012 ganz aufgelöst.
Für die Nato war der Gepard ein weitgehend einzigartiges System. Am ehesten vergleichbar ist er mit dem sowjetischen Tunguska-Panzer, der aktuell in der Ukraine zum Einsatz kommt. Beide verfügen über ein eigenes Radarsystem zur Zielerfassung.
Das Fahrgestell des Gepard ist dabei weitgehend eines des Kampfpanzers Leopard 1, auf das ein Turm mit zwei Flugabwehrkanonen gesetzt wurde. Optional können noch Stinger-Flugabwehrraketen bestückt werden.
Kann die Ukraine den Gepard-Panzer gut gebrauchen?
Die Fähigkeiten des Gepard werden in der Ukraine dringend benötigt. Täglich fliegt die russische Luftwaffe Dutzende Einsätze - ein Flugabwehrpanzer könnte etwa strategisch wichtige Punkte sichern. Luftlandeoperationen mit Hubschraubern wie sie Russland in den ersten Kriegstagen nahe Kiew versuchte, könnte der Gepard entlang der Front im Donbass unterbinden.
Anders als etwa Raketensysteme vom Typ S300 oder Patriot eignet sich der Gepard nur gegen Ziele in kürzerer Distanz. Wenige Kilometer anstelle von teils mehr als 100 Kilometern Reichweite. Wie bei anderen Waffensystemen auch, ist die Wartung und Versorgung mit Munition entscheidend für ihren langfristigen Erfolg. Beides müsste in der Ukraine erst noch sichergestellt werden.
Welche Vorbehalte gibt es gegen die Weitergabe?
Losgelöst von grundsätzlicher Kritik an Waffenlieferungen an die Ukraine hat Lambrechts Ankündigung bei Bundeswehr-Experten am Montag auch Verwunderung ausgelöst. Zwar hat die Ukraine großen Bedarf an solcher Flugabwehr, das Gepard-System gilt jedoch als eines der komplexesten und ausbildungsintensivsten. Zum zeitlichen Ablauf der Weitergabe und zur notwendigen Ausbildung der ukrainischen Besatzungen sind noch keine Details bekannt.
Mit Blick darauf, dass die Bundesregierung zuletzt etwa die Weitergabe von Schützenpanzern an Kiew auch unter Verweis auf die komplexe Ausbildung abgelehnt hatte, wirkt die deutsche Politik erneut inkonsistent.
"Diese Entscheidung nimmt natürlich sowohl innenpolitisch als auch international Druck aus dem Kessel. Der Gepard ist ein komplexes System, das nicht gerade einfach zu bedienen ist, aber er gehört zum Besten, was es an mobiler Flugabwehr im Westen gibt", schreibt der Politikwissenschaftler Georg Löfflmann auf Twitter.
Welche Unterstützung mit schweren Waffen liefert Deutschland noch?
In ihrem Statement in Ramstein verwies Ministerin Lambrecht auf weitere deutsche Unterstützung mit Blick auf schwere Waffensysteme. Sie verwies auf den mit osteuropäischen Partnern initiierten "Ringtausch", wonach Deutschland Waffen liefert, sodass alte sowjetische Systeme an die Ukraine weitergegeben werden können.
"Wir arbeiten gemeinsam mit unseren amerikanischen Freunden bei der Ausbildung von ukrainischen Truppen an Artilleriesystemen auf deutschem Boden und wir werden zusammen mit den Niederlanden Ausbildung an Panzerhaubitzen und Munition für die Ukraine bereitstellten", sagte Lambrecht.
Zur möglichen Lieferung weiterer deutscher Systeme wie Kampfpanzer Leopard 1, Panzerhaubitze 2000 oder Marder-Schützenpanzern nannte Lambrecht keine weiteren Details. Der Konzern Rheinmetall hat laut "Welt" bei der Bundesregierung in der vergangen Woche die Weitergabe von 88 Leopard 1 beantragt, KMW wolle 100 Panzerhaubitzen ausführen, so die "Welt".
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