Eklat um Rede von EU-Ratschef:Russischer Botschafter verlässt UN-Sitzung
07.06.2022 | 03:57
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EU-Ratschef Michel hat Russland im UN-Sicherheitsrat unter anderem den Diebstahl von ukrainischem Getreide vorgeworfen. Der russische Vertreter verließ daraufhin die Sitzung.
Bei der Sitzung des UN-Sicherheitsrats warf der EU-Ratschef Charles Michel Russland unter anderem Diebstahl von Getreide aus der Ukraine vor.
Quelle: Reuters
Während einer Rede von EU-Ratschef Charles Michel hat Russlands UN-Botschafter Wassili Nebensja den UN-Sicherheitsrat demonstrativ verlassen. Bei dem Treffen des Rates zum Krieg in der Ukraine hatte Michel den russischen Vertreter angesprochen und Russland direkt für eine drohende globale Nahrungsmittelkrise verantwortlich gemacht.
Millionen Tonne Getreide stecken in der Ukraine fest, nun soll über eine Lösung verhandelt werden. Bisherige Vorschläge seien allerdings eine "Illusion", so ZDF-Korrespondent Hano.
Vor einigen Wochen habe er am Hafen der südukrainischen Stadt Odessa Millionen Tonnen von Getreide und Weizen gesehen, die in Containern und Schiffen festgesteckt hätten, sagte Michel. Schuld daran seien russische Kriegsschiffe im Schwarzen Meer sowie Moskaus Angriffe auf die Transportinfrastruktur und Lagerstätten für Getreide. Russische Panzer, Bomben und Minen verhinderten zudem Anbau und Ernte in der Ukraine.
Michel wirft Russland Getreidediebstahl vor
Dies treibe die Nahrungsmittelpreise nach oben, dränge Menschen in die Armut, und destabilisiere ganze Regionen, kritisierte Michel.
Für diese drohende globale Nahrungsmittelkrise ist allein Russland verantwortlich. Russland allein.
Charles Michel, Präsident des Europäischen Rates
Michel warf den russischen Truppen zudem vor, aus besetzten Gebieten in der Ukraine Getreide zu stehlen. Daraufhin verließ Nebensja, der zuvor schon eine Rede gehalten und auch von Vertretern anderer Länder gegen Russland vorgebrachte Vorwürfe zum wiederholten Mal zurückgewiesen hatte, den Rat.
Vorwürfe auch von den USA
"Sie können den Raum verlassen, lieber Herr Botschafter, vielleicht ist es einfacher, der Wahrheit nicht zuzuhören", kommentierte Michel.
Tweet von Charles Michel:
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Ebenfalls am Montag äußerte US-Außenminister Antony Blinken den Verdacht, dass Russland ukrainisches Getreide für den eigenen Profit stiehlt. Berichte, wonach Russland ukrainisches Getreide beschlagnahmt, um dieses selbst zu verkaufen, nannte Blinken in Washington "glaubwürdig".
Blinken: "Erpressung"
Ähnlich wie Michel sprach auch Blinken davon, dass die russische Seeblockade des südukrainischen Hafens Odessa verhindere, dass Getreide von dort an seine "normalen Ziele" verschifft werde. Rund 20 Millionen Tonnen Weizen seien in Silos nahe Odessa "gefangen", sagte Blinken bei einer virtuellem Konferenz seines Ministeriums zu aus dem Ukraine-Krieg entstehenden Risiken für die Nahrungsmittelsicherheit.
Dabei handle es sich um eine Strategie des russischen Präsidenten Wladimir Putin, der erzwingen wolle, dass die restliche Welt "ihm nachgibt" und ihre Sanktionen gegen Russland aufhebt, betonte Blinken. "In anderen Worten, ganz einfach ausgedrückt, es ist Erpressung."
Das Aktionsbündnis Katastrophenhilfe hilft Menschen in der Ukraine und auf der Flucht. Gemeinsam sorgen die Organisationen Caritas international, Deutsches Rotes Kreuz, Diakonie Katastrophenhilfe und UNICEF Deutschland für Unterkünfte und Waschmöglichkeiten, für Nahrungsmittel, Kleidung, Medikamente und andere Dinge des täglichen Bedarfs. Auch psychosoziale Hilfe für Kinder und traumatisierte Erwachsene ist ein wichtiger Bestandteil des Hilfsangebots.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.