Millionen Tonne Getreide stecken in der Ukraine fest, nun soll über eine Lösung verhandelt werden. Bisherige Vorschläge seien allerdings eine "Illusion", so ZDF-Korrespondent Hano.
Seit Wochen hängen Getreidelieferungen in der Ukraine fest. Die Folgen sind weltweit spürbar. Ob und wie das Land wieder Getreide exportieren kann, darüber wollen Moskau, Kiew und Ankara verhandeln.
ZDF-Korrespondent Johannes Hano hat die aktuellen Entwicklungen in der Ukraine verfolgt und berichtet, dass es unwahrscheinlich sei, dass es zu einer schnellen Lösung kommt.
Russlands Vorschlag "reine Illusion"
"Im Moment sind das alles nur Gedankenspiele", sagt er. Zumal nur der russische Außenminister Sergej Lawrow nach Ankara reisen werde, berichtet Hano weiter. Denn vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj heiße es, dass weder er noch sein Außenminister zu den Gesprächen eingeladen worden seien.
Weil Russland die Häfen der Ukraine blockiert, droht eine internationale Nahrungsmittelkrise. Derzeit seien zwischen 20 und 25 Millionen Tonnen Getreide blockiert. "Der große Teil ist über die Schwarzmeer-Häfen rausgegangen", so ZDF-Reporterin Alica Jung.
Auch den russischen Vorschlag, die ukrainischen Frachtschiffe durch das Schwarze Meer zu begleiten, bezeichnet Hano als "reine Illusion".
Selenskyj forderte dagegen Anti-Schiffs-Waffen, die die sichere Durchfahrt seiner Exporte gewährleisten könnten.
Die Sorge der Ukraine: Wenn sie die See-Korridore von Mienen frei machen, dann wären sie auch für russische Landungsoperationen frei. "Nach einer schnellen Lösung sieht das nicht aus", so ZDF-Korrespondent Hano.
Ukraine will Lösung mit Türkei und Großbritannien
Gemeinsam mit Großbritannien und der Türkei sei aber auch die Idee erörtert worden, dass die Marine eines Drittlandes die Durchfahrt der ukrainischen Getreideexporte durch das von Russland beherrschte Schwarze Meer garantiere. Der beste Garant dafür sei jedoch die Bewaffnung der Ukraine, sagte Selenskyj weiter.
Da Russland die ukrainischen Häfen blockiert, kann kaum noch Getreide exportiert werden. Eine Hungerkatastrophe wird befürchtet.
Derzeit seien laut Selenskyj zwischen 20 und 25 Millionen Tonnen Getreide blockiert, "bis zum Herbst könnte diese Zahl auf 70 bis 75 Millionen Tonnen ansteigen", sagte der ukrainische Präsident vor Journalisten in Kiew. Über das Meer könnten nach seinen Angaben zehn Millionen Tonnen Getreide pro Monat exportiert werden. Die Ukraine diskutiere auch mit Polen und den baltischen Staaten über die Ausfuhr kleinerer Getreidemengen auf dem Schienenweg.
"Es wurde auch gesagt, das Problem werde von Tag zu Tag größer", berichtet ZDF-Korrespondent Hano. Denn in fünf Wochen steht die neue Ernte an.
Der Ukraine-Krieg sorgt für Getreideknappheit im globalen Süden. Eine Hungersnot droht. ZDFheute live dazu mit ZDF-Korrespondent in der Ukraine und einem Militärökonom.