Theo Waigel sieht in Michail Gorbatschow die entscheidende Figur für die deutsche Wiedervereinigung. Auch andere deutsche Politiker würdigten den Verstorbenen.
Es war Michail Gorbatschows "Idee des Friedens, aufeinander zuzugehen, die Souveränität der Völker anzuerkennen" - so charakterisiert Theo Waigel den am Dienstag verstorbenen sowjetischen Ex-Staatschef.
Der frühere Bundesfinanzminister würdigte Gorbatschow im ZDF heute journal als entscheidende Person für die deutsche Wiedervereinigung:
Umso bitterer sieht Waigel die aktuelle Lage in Europa: "Glasnost, Demokratie, Marktwirtschaft, Frieden, Zusammenarbeit in Europa hat durch das, was die letzten Monate und Jahre in Russland und in der Ukraine passiert ist, schwersten Schaden erlitten." Das liege ganz sicher nicht im Erbe und im Vermächtnis von Michail Gorbatschow.
Scholz: Reformer und Wegbereiter
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bezeichnete Gorbatschow zuvor als mutigen Reformer und Wegbereiter der Deutschen Wiedervereinigung. In Russland habe Gorbatschow es möglich gemacht, dass der "Versuch unternommen werden konnte, eine Demokratie zu etablieren", sagte Scholz weiter. Er sei nun in einer Zeit gestorben, in der die Demokratie in Russland "gescheitert" sei. Anders könne die gegenwärtige Lage dort nicht beschrieben werden.
Merkel: Gorbatschow schrieb Weltgeschichte
Die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) würdigte den ehemaligen sowjetischen Staatschef als "einen einzigartigen Weltpolitiker". "Möge die Erinnerung an seine historische Leistung gerade in diesen schrecklichen Wochen und Monaten des Krieges Russlands gegen die Ukraine ein Innehalten möglich machen", heißt es in einer Erklärung Merkels, die auf ihrer Internetseite veröffentlicht wurde. Sie habe die Nachricht von Gorbatschows Tod mit großer Trauer vernommen, schrieb die Altkanzlerin weiter.
Özdemir: "Sein Tod bedrückt. In dieser Zeit noch mehr."
Deutschland habe Gorbatschow viel zu verdanken, schrieb Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) ebenfalls auf Twitter. "Er leitete das Ende des kalten Krieges ein, ermöglichte Deutschlands Wiedervereinigung und schenkte seinem Land ein demokratisches Momentum."
Ohne Gorbatschow "wären die friedlichen Revolutionen in den Ländern des Ostblocks, bei uns, so nicht denkbar gewesen", twitterte die Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) am Dienstagabend. "Seine Worte haben uns, haben mich, ermutigt, stark gemacht."
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) äußerte sich ähnlich und fügte hinzu: "Sein Tod bedrückt. In dieser Zeit noch mehr. Danke & #RIP". Grünen-Politiker Jürgen Trittin twitterte: "Ich verneige mich vor einem großen Politiker des Friedens Michael #Gorbatschow RIP".
Merz: Deutschland konnte ihm vertrauen
Der Parteivorsitzende der CDU, Friedrich Merz, twitterte: "Ohne Michail Gorbatschow wäre die deutsche Einheit in Freiheit nicht möglich gewesen. Die CDU trauert um einen Staatsmann, dem Deutschland vertrauen konnte und der uns vertraut hat."
"Kann ein einzelner Mensch die Welt verändern?", fragte der ehemalige CDU-Chef Armin Laschet auf Twitter und antworte sogleich selbst: "Ja. Er kann. Keine Gewalt, keine Panzer, Abzug von 350.000 sowjetischen Soldaten aus Deutschland. Freiheit für Millionen in Mittel-Osteuropa. Deutsche Einheit. Undenkbar ohne Michail Gorbatschow."
Wir haben mit dem regimekritischen russischen Schriftsteller Viktor Jerofejew über Michail Gorbatschow gesprochen, mit dem er freundschaftlich vebunden war.
Gesundheitsminister Karl Lauterbach zitierte Laschets Tweet und stimmte dem CDU-Politiker "uneingeschränkt" zu. "Ich erinnere mich noch an das erste Porträt, das ich über Gorbatschow gelesen habe, 1987. Von Anfang an war klar, dass er die Welt verbessern könnte. Es ist ihm gelungen", schrieb der SPD-Politiker.
So hat die restliche Welt auf den Tod des Politikers reagiert:
- "Hat Russen den Weg in die Freiheit geöffnet"
Der ehemalige Sowjet-Staatschef Michail Gorbatschow ist tot. Er starb im Alter von 91 Jahren. Politiker aus aller Welt dankten seinem Einsatz für Frieden in Europa und der Welt.