Militärexperte Gressel hält die angebliche Nato-Verabredung, keine westlichen Panzer in die Ukraine zu liefern, für eine Ausrede. Im Krieg stehe Russland zudem ein Erfolg bevor.
Der Militärexperte Gustav Gressel hat der Bundesregierung "Ausreden" im Umgang mit einer möglichen Lieferung von Panzern vorgeworfen. Eine angebliche Nato-Verabredung, keine Schützen- oder Kampfpanzer westlicher Bauart zu liefern, gebe es nicht. Das hatte die parlamentarische Staatssekretärin im Verteidigungsministerium, Siemtje Möller, in der ZDF-Sendung "Berlin direkt" behauptet.
Gressel verwundert über angebliche Nato-Verabredung
Gressel habe diese Behauptung mit großer Verwunderung entgegengenommen. Er habe in vielen europäischen Hauptstädten Diplomaten konsultiert, von denen ihm keiner diese Nato-Position bestätigen konnte.
Das "wäre auch verwunderlich", so Gressel, da zum Beispiel die USA sich etwa bei einem Nuklearschlag oder einer Generalmobilmachung Russlands weitere militärische Schritte vorbehalten hätten. Diese Drohung wäre dann ja "eine leere", so der Militärexperte.
Gressel: Teile der Regierung haben Angst
Höchstens für Länder wie Frankreich oder Großbritannien würde es eine Rolle spielen, da diese Länder Kampfpanzer hätten, die sie in den eigenen Streitkräften verwenden. Sie könnten nur das Neueste vom Neuesten liefern - zu Lasten ihrer eigenen Stärke.
Deutschland sitze aber auf verschiedenen Leopard 1- und Leopard 2-Varianten älterer Bauart. "Hier treffen die ganzen Restriktionen und Bedenken, die die anderen Staaten plagen, nicht zu. Ich halte das für eine Ausrede", erklärt Gressel.
Deshalb suche man sich Gründe, warum man nicht liefere, so Gressel. "Da gab es dazu erst diese Sache mit der Munition. Und jetzt ist es eben ein angeblicher Nato-Beschluss, der an sich auch keiner ist."
Gressel: Brenzlige Lage für Ukraine im Donbass
Die Lage für die Ukraine schätzt Gressel derweil vor allem in der Donbass-Region als "sehr brenzlig" ein. Die Russen hätten ihren "Durchbruch bei Popasna viel besser genutzt, als sie zum Beispiel einen vergangenen Durchbruch bei Izium nutzen wollten und haben jetzt erheblichen Geländegewinnen gemacht", erklärt Gressel.
Das wäre für Russland militärisch ein "gewisser Sieg", ein Kriegsziel aus russischer Sicht wäre erreich, konstatiert Gressel.
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