Die USA haben Russland ein Angebot gemacht, um die Freilassung zweier inhaftierter US-Bürger zu bewirken. Außenminister Blinken will dazu mit seinem Amtskollegen Lawrow sprechen.
Die US-Regierung hat Russland einen Deal angeboten, um die Freilassung der US-Basketballspielerin Brittney Griner und eines weiteren in Russland inhaftierten Amerikaners zu erwirken. Das erklärte Außenminister Antony Blinken am Mittwoch.
In einer scharfen Abkehr von der bisherigen Politik sagte Blinken zudem, er erwarte, zum ersten Mal seit vor dem Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine mit seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow zu sprechen. Er habe um ein Telefonat mit Lawrow gebeten.
Gefangenen-Deal: Antwort von Russland noch ausstehend
Es ist das erste Mal, dass die US-Regierung sich öffentlich zu einem konkreten Vorgehen mit Blick auf das Bemühen einlässt, die zweifache olympische Goldmedaillengewinnerin und Spielerin des WNBA-Teams Phoenix Mercury freizubekommen. Griner war im Februar am Moskauer Flughafen Scheremetjewo festgenommen worden. Nach Angaben der russischen Behörden wurden in ihrem Gepäck Verdampfer-Kartuschen mit Cannabisöl gefunden. Am Mittwoch sagte sie in dem Verfahren aus.
- US-Basketballerin in Russland inhaftiert
Die US-Sportlerin Griner ist kürzlich in Moskau festgenommen worden. Vorwurf: Drogenschmuggel. Wegen der russischen Angriffe in der Ukraine befürchten die USA politische Motive.
Blinken nannte keine Details zu dem vorgeschlagenen Deal, der Russland den Angaben zufolge vor Wochen angeboten wurde. Der zweite Amerikaner, dessen Freilassung die USA erwirken wollen, ist der wegen Spionage zu 16 Jahren Gefängnis verurteilte Paul Whelan. Blinken erklärte, Washington wünsche eine Antwort von Russland.
Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, sagte am Mittwoch, man hoffe, dass Russland darauf eingehe. Die Entscheidung für ein solches Angebot sei nicht leicht gefallen. Die US-Regierung habe den Vorschlag öffentlich gemacht, "damit die Welt weiß, wie ernst es den Vereinigten Staaten ist, unsere Bürger nach Hause zu holen".
Russland hat seit Jahren Interesse an der Freilassung des seit mehr als zehn Jahren in den USA inhaftierten russischen Waffenhändlers Viktor But gezeigt. Der auch als "Händler des Todes" bekannte Russe war im Jahr 2012 zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt worden. US-Medien spekulierten, But könne möglicherweise Teil des Angebots aus Washington sein.
US-Außenminister Blinken will erstmals seit Beginn des Krieges mit dem russischen Außenminister Lawrow sprechen. Unter anderem soll es um die russischen Gefangenschaften gehen.
Blinken warnt Russland vor Annexion ukrainischer Gebiete
Aus US-Regierungskreisen hieß es, der Wunsch nach einer Antwort auf das Angebot die Gefangenen betreffend sei der primäre, wenn auch nicht einzige Grund für die Bitte um das Gespräch Blinkens mit Lawrow gewesen. Sollte es dazu kommen, wäre es die erste Unterredung der beiden Außenminister seit dem 15. Februar.
Blinken erklärte, er werde mit Lawrow auch darüber sprechen, wie wichtig es sei, dass sich Russland an eine von den UN vermittelte Vereinbarung zum Export von ukrainischem Getreide hält. Zudem wolle er Lawrow vor russischen Versuchen warnen, Gebiete im Osten und Süden der Ukraine zu annektieren.
Das russische Außenministerium teilte am Abend mit, es gebe kein offizielles Gesuch für ein solches Gespräch. Statt Diplomatie per "Megafon" zu betreiben, solle sich Washington an die diplomatische Praxis halten, hieß es in Moskau.
Nach monatelanger Blockade haben die Ukraine und Russland Vereinbarungen zur Getreideausfuhr unterzeichnet - vermittelt durch die Türkei und die UN. Eine Erleichterung für Entwicklungsländer, die auf Weizenlieferungen angewiesen sind.
Griner bestreitet absichtlichen Drogenschmuggel
Whelans Familie und die US-Regierung haben die Anschuldigungen gegen ihn als falsch bezeichnet. Griner hat sich vor Gericht dazu bekannt, die Kartuschen mit Cannabis-Öl bei ihrer Ankunft in Moskau im Gepäck gehabt zu haben. Sie erklärte jedoch, es habe keine kriminelle Absicht vorgelegen, sie habe die Kartuschen versehentlich eingepackt.
Am Mittwoch sagte sie, sie wisse nicht, wie das Cannabisöl in ihr Gepäck gelangt sei. Sie habe eine ärztliche Empfehlung für dessen Gebrauch. Sie habe in Eile gepackt. Ein Übersetzer habe während ihrer Befragung am Flughafen nur einen Bruchteil dessen, was gesagt wurde, übersetzt. Sie sei angewiesen worden, Dokumente zu unterzeichnen, ohne dass es eine Erklärung zu den Inhalten gegeben habe. Im Falle einer Verurteilung drohen Griner bis zu zehn Jahre Haft.
- Anwältin: Griner hatte Attest für Cannabis-Öl
Die Affäre um die in Russland inhaftierte US-Basketballerin Griner hat möglicherweise eine neue Wendung bekommen. Laut Verteidigung hatte sie ein Attest für das Cannabis-Öl.