Downing Street: Sunak noch heute neuer britischer Premier?

    Showdown in Downing Street:Sunak noch heute neuer britischer Premier?

    24.10.2022 | 13:16
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    Nach dem Rücktritt von Liz Truss suchen die britischen Tories einen neuen Premier. Boris Johnson zog sich schnell wieder zurück. Zwei Kandidaten sind wohl noch im Rennen.

    Hat Großbritannien am Ende des Tages einen neuen Premier? Boris Johnsons Rückzieher im Rennen um das Amt des Regierungschefs hat Rishi Sunaks Chancen auf einen Einzug in die Downing Street deutlich erhöht. Für den Ex-Finanzminister haben sich nach Zählung der BBC bereits mehr als 140 Parlamentarier öffentlich ausgesprochen.

    Sunak bisher einziger Kandidat als Premierminister

    Bleibt er der einzige Kandidat im Wettstreit um die Nachfolger der scheidenden Premierministerin Liz Truss, der den nötigen Rückhalt erreicht, wird er am Montag umgehend Parteichef und Premier. Er wolle das Land mit "Integrität und Professionalität" durch die Krise führen, schrieb Sunak auf Twitter, als er am Sonntag seine Kandidatur offiziell machte.
    Rishi Sunak auf Twitter
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    Bis Montagnachmittag (15 Uhr MESZ) können Kandidaten ins Rennen gehen. Chancen auf das Amt hat jedoch nur, wer den Rückhalt von 100 Abgeordneten der Tory-Fraktion für sich beanspruchen kann.

    Mordaunt will gegen Sunak in die Stichwahl

    Im Rennen bleibt neben Sunak die Ministerin für Parlamentsfragen, Penny Mordaunt, die sich noch nicht geschlagen geben will. Die BBC berichtete am Montagmorgen unter Berufung auf Quellen aus Mordaunts Kampagnen-Team, die 49-Jährige werde definitiv in einer Stichwahl der Parteibasis antreten, sofern sie die nötige Unterstützung von 100 Tory-Abgeordneten bekomme. Diese Schwelle sei "in Reichweite", hieß es aus ihrem Team. Auf Twitter wirbt Mordaunt stündlich für ihre Sache.
    Öffentlich haben sich nach Zählung verschiedener Medien jedoch erst etwa 25 Abgeordnete für Mordaunt ausgesprochen.

    Eine Stichwahl der Parteibasis könnte entscheiden

    Sollte es doch passieren, würde zunächst die Fraktion zwischen den beiden abstimmen. Wollen danach noch beide Finalisten weiter im Rennen bleiben, hätte die Parteibasis das Wort.
    Ex-Premier Boris Johnson hatte zunächst den Eindruck erweckt, erneut für das Amt des Premiers kandidieren zu wollen. Am Sonntagabend dann doch seinen Rückzug erklärt.

    Sunak scheint Tories vereinen zu können

    Sunak kann sich indes als Kandidat inszenieren, der in der Lage ist, die Partei zu vereinen. Am Wochenende stellten sich auch Handelsministerin Kemi Badenoch und Ex-Innenministerin Suella Braverman vom rechten Rand der Partei hinter ihn. Zugute kommt dem 42-Jährigen, dass er im vergangenen Wahlkampf um die Parteiführung vor exakt jenem Finanzchaos gewarnt hatte, das Truss mit ihrer Wirtschaftspolitik anrichtete.
    Als Sohn indischer Einwanderer wäre der in Southampton geborene Sunak der erste britische Regierungschef, der einer ethnischen Minderheit in Großbritannien angehört.

    Rücktritt von Sunak leitete Ende von Johnson-Amtszeit ein

    Nach den überraschenden Neuigkeiten am Sonntagabend gab sich Sunak bescheiden. Man nehme nichts als selbstverständlich hin, hieß es aus seinem Lager. Auf Twitter schrieb er, man werde Johnson immer dankbar sein, unter anderem dafür, dass er den Brexit vollzogen habe.
    Sunak hatte mit seinem Rücktritt als Finanzminister aus Johnsons Kabinett im Sommer maßgeblich dazu beigetragen, den damaligen Premier zu Fall zu bringen. Das Verhältnis der Männer galt schon zuvor als angespannt, seitdem als zerrüttet.

    Labour kritisiert Tory-Partei und fordert Neuwahlen

    In den Oppositionsparteien und in großen Teilen der Öffentlichkeit herrscht unterdessen Frustration darüber, dass erneut die Tory-Partei allein darüber entscheiden wird, wer das Land in Zukunft regiert.

    Die Tories sind kurz davor, Rishi Sunak die Schlüssel für die Downing Street zu überreichen, ohne dass dieser ein einziges Wort dazu gesagt hat, wie er regieren will. Niemand hat das gewählt.

    Angela Rayner, Labour-Partei

    Wie auch die anderen Oppositionsparteien fordert Labour eine sofortige Neuwahl.
    Quelle: Larissa Schwedes, dpa

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