Der britische Premier Johnson bildet sein Kabinett um. Nicht geplant war, dass der Finanzminister ausgetauscht wird. Doch Schatzkanzler Javid erklärt seinen Rücktritt.
Der britische Finanzminister Sajid Javid ist überraschend zurückgetreten. Der Schatzkanzler gilt in Großbritannien als wichtigstes Regierungsamt nach dem Premierminister.
Finanzminister Javid galt als sicher im Amt
Zwar kommt der Rücktritt als Teil einer geplanten Kabinettsumbildung durch Premierminister Boris Johnson, doch eigentlich galt Javid als sicher in seinem Amt. Seine Nachfolge soll der bisherige Staatssekretär im Finanzministerium, Rishi Sunak, antreten. Schon in einem Monat soll der erste Haushalt der Regierung Johnson nach dem Brexit stehen.
Zwischen Javid und Johnson hatte es immer wieder Konflikte gegeben. So preschte der jetzt zurückgetretene Finanzminister kürzlich mit der Ankündigung vor, dass das umstrittene Bahn-Projekt HS2 fortgesetzt wird. Die Hochgeschwindigkeitstrasse soll die wirtschaftlich abgehängten Regionen in den Midlands und dem Norden Englands besser mit der Hauptstadt verbinden.
Premier soll von Javid Entlassung von Beratern verlangt haben
Die britische Nachrichtenagentur Press Association berichtete unter Berufung auf einen Vertrauten Javids, dass Johnson von seinem Finanzminister verlangt habe, seine bisherigen Berater zu entlassen und durch "Sonderberater von Downing Street Number 10" zu ersetzen, um künftig ein gemeinsames Team zu haben. Javid habe jedoch die Auffassung vertreten, "dass kein Minister, der etwas auf sich hält, derartige Bedingungen annehmen kann".
Ebenfalls gehen muss Nordirland-Minister Julian Smith. Und das, obwohl er erst vor kurzem mit der Wiederherstellung einer Regionalregierung für den britischen Landesteil einen großen Erfolg verbucht hatte. Das Regionalparlament und die Regierung in Belfast waren zuvor drei Jahre lang blockiert, weil sich die zerstrittenen Parteien in der ehemaligen Bürgerkriegsregion nicht auf eine Koalition einigen konnten.
Außenminister Raab darf bleiben
Quelle: dpa
Außenminister Dominic Raab hingegen darf auf seinem Posten bleiben, teilte der Regierungssitz Downing Street 10 per Twitter mit. Auch Innenministerin Priti Patel bleibt im Amt.
Bei der Kabinettsumbildung knapp zwei Wochen nach dem Brexit gab es eine Reihe von Ministern, die ihre Posten verloren. Unter anderem gehörten Nordirland-Minister Julian Smith und Wirtschaftsministerin Andrea Leadsom zu den Kabinettsmitgliedern, die ihren Hut nehmen mussten. Bereits am Freitag soll die Regierung erstmals in neuer Zusammensetzung tagen.