Grünen-Chef Robert Habeck kritisiert die Diskussion über Kurzstreckenflüge. Es sei "maßlos übertrieben", die gesamte Klima-Debatte darauf zu konzentrieren.
Als Reaktion auf die Debatte über Kurzstreckenflüge hat Grünen-Chef Robert Habeck davor gewarnt, den Klimaschutz zu einer Frage des Lebensstils zu machen. "Wenn wir in diese Dimension abgleiten, dann kann man nicht mehr rational diskutieren, geschweige denn Lösungen finden", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".
Die Grünen hätten nichts gegen niedrige Preise, sofern umweltschädlicher Konsum nicht mit Steuergeldern subventioniert werde. Habeck reagierte damit auch auf Äußerungen von Co-Parteichefin und Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock.
Habeck: "Paar Argumente durcheinander geraten"
Sie hatte in einem Interview gesagt, sie wolle im Falle einer Regierungsübernahme Flugreisen teurer machen und auf die komplette Abschaffung von Kurzstreckenflügen hinarbeiten. Sie finde es "nicht fair", dass mit Steuergeld Kerosin subventioniert werde, während Fernfahrten mit der Bahn "gerade zu Stoßzeiten teuer sind".
An den Äußerungen hatte es Kritik seitens Union und SPD gegeben. Habeck sagte der "FAS" dazu, es sei "maßlos übertrieben, die gesamte klimapolitische Debatte auf Kurzstreckenflüge zu konzentrieren". Beim Thema Fliegen seien zuletzt "ein paar Argumente durcheinander geraten".
Bei "maybrit illner" kritisiert die Polit-Ökonomin Maja Göpel die pauschale Ablehnung von "Verboten".
Soziologe unterstützt Baerbocks Vorschlag
Der Soziologe Andreas Knie, der am Wissenschaftszentrum Berlin (WZB) arbeitet, hält Baerbocks Vorhaben hingegen für realistisch. "Wir brauchen keine innerdeutschen Flüge", sagte er dem Nachrichtenportal "Watson". Er unterstütze daher aus wirtschaftlichen sowie aus Klimaschutz-Gründen ein einheitliches Verbot.
Ein Kurzstreckenverbot träfe zudem "nur reichere Menschen - und sie sind es, die zur Verantwortung gezogen werden sollten, weil sie massiv CO2 verursachen", sagte Knie.
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