Eine neue Weltordnung, in der Macht, Reichtum und Chancen gerechter verteilt werden: Nicht weniger fordert Uno-Generalsekretär António Guterres in einer Grundsatzrede.
UN-Generalsekretär António Guterres hat sich im Kampf gegen globale Ungleichheit für eine Erneuerung der internationalen Ordnung ausgesprochen. Es brauche ein "neues Globales Abkommen", um Macht, Reichtum und Chancen gerechter zu verteilen, sagte Guterres bei einer Feier zum Nelson-Mandela-Tag.
Mächtige Staaten blockieren sich im Uno-Sicherheitsrat
Mit seiner Rede kritisierte Guterres damit die globale Vorherrschaft der Supermächte, deren Führungen bei den größten Herausforderungen und Konflikten der Gegenwart oftmals nicht zu gemeinsamen Lösungen kommen.
Als Beispiel nannte der UN-Chef das Stimmrecht des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen: die USA, Russland, China, Großbritannien und Frankreich sind Vetomächte des mächtigsten UN-Gremiums, das bei vielen Themen wie dem Syrien-Krieg blockiert ist, weil nichts gegen ihren Willen beschlossen werden kann.
Guterres: Welt steht vor einem Abgrund
Guterres sieht die Welt vor einem Abgrund, der durch die Corona-Pandemie noch deutlicher geworden sei. Wie Röntgenstrahlen habe sie die Brüche im fragilen Skelett der Gesellschaften offengelegt: "Die Lüge, dass entfesselte Märkte Gesundheitsversorgung für alle liefern könnten" und die "Täuschung, in einer Welt zu leben, die den Rassismus überwunden hätte".
Statt eines gemeinsamen Vorgehens gegen die Krankheit sei die Kluft nur noch größer geworden:
Nationalismus und Rassismus verschlimmern die Ungleichheit
Während der UN-Chef zwei der Hauptursachen für die Ungleichheit in der Welt in der Kolonisation und in von Männern dominierten Gesellschaften sieht, beförderten aktuelle Entwicklungen diese noch:
Populismus, Nationalismus, Extremismus und Rassismus würden weitere Ungleichheiten in Ländern sowie zwischen Nationen, Ethnien und Religionen schaffen.
Guterres dürfte dabei neben US-Präsident Donald Trump auch auf andere internationale Anführer abzielen, die auf nationale Alleingänge setzen und sich der internationalen Kooperation zumindest teilweise verweigern. Zu ihnen werden auch die Regierungen Russlands, Chinas und Brasiliens gezählt.
- Die Krise der WHO in der Corona-Pandemie
Die Pandemie hat Unzulänglichkeiten des Systems WHO aufgezeigt: Erst spät kam die Meldung aus China, das Agieren der Weltgesundheitsorganisation zunächst zögerlich.
Entwicklungsländer müssen mehr gehört werden
Zudem müssten vor allem die Entwicklungsländer mehr Gewicht bei der internationalen Entscheidungsfindung bekommen. Zudem brauche es deutlich mehr Frauen in Führungspositionen, um auch Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern zu schaffen.
Für die Zukunft sieht Guterres zwei grundlegende Veränderungen auf der Welt, die zu einer weiteren Vertiefung der Gräben führen könnten: den Klimawandel und die fortschreitende Digitalisierung.