Wirtschaftsminister Habeck plant neue Maßnahmen, um Gas zu sparen: So soll weniger Gas für Stromerzeugung und mehr Kohlekraft genutzt werden, erklärt er im heute journal.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck im heute journal
Weniger Gas für die Stromerzeugung und mehr Kohlekraft nutzen und gleichzeitig die Befüllung der Speicher vorantreiben - so will Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) die Abhängigkeit von russischem Gas eindämmen. Im ZDF heute journal erklärt er, wie Deutschlands Energievorsorgung in Zukunft gesichert werden soll.
Sehen Sie das gesamte Interview oben im Video und lesen Sie es hier in Auszügen. Das sagt Habeck ...
... zur Frage, ob Wladimir Putin den Kampf um die Energie aktuell gewinnt.
"Es war immer klar, dass wir bei Gas in einer großen Abhängigkeit sind. [...] Deswegen sind die Maßnahmen, die wir ergriffen haben, und das schrittweise Vorgehen, richtig. Es ist so, dass es eine Art Armdrücken ist, wobei Putin erst einmal den längeren Arm hatte. Aber das heißt nicht, dass wir nicht durch Kraftanstrengung den stärkeren Arm bekommen können."
Industrie und Regierung fürchten eine Gasknappheit im kommenden Winter. Wirtschaftsminister Habeck will dies verhindern, indem künftig auf das Verstromen von Gas verzichtet wird.
... über die Idee einer Reaktivierung von Atomkraftwerken
"Das war ja eine Überlegung, die wir Anfang des Jahres geprüft haben. Die drei verbleibenden Atomkraftwerke laufen ja, und wenn man sie hätte länger laufen lassen wollen, hätte man Brennelemente bestellen müssen. Die wären dann Mitte, Ende nächsten Jahres verfügbar gewesen. Das hätte uns also im Winter nicht geholfen."
... über einen möglichen Einfluss parteipolitischer Energie-Tabus
"Das weiß ich nicht, ob es ein größerer Tabubruch wäre, als den, den ich heute begangen habe. Dass wir nämlich Kohlekraftwerke wieder ans Netz nehmen. Ich versuche mich von dem Parteiprogramm jetzt fernzuhalten und das zu tun, was für die Versorgungssicherheit in Deutschland an Notwendigem getan werden muss."
"Die richtige Antwort ist, dass wir schnell aussteigen aus der Verbrennung von fossilen Energien und die Erneuerbaren mit großer Geschwindigkeit aufbauen."
- Habecks "bittere" Kehrtwende
Ausgerechnet ein Grüner reaktiviert Kohlekraftwerke: Um Gas zu sparen, kündigt Robert Habeck das vorübergehende Comeback der Kohle an. Für Habeck ist das eine bittere Kehrtwende.
... über potentielle Energie-Notfälle im Winter
"Es ist alles noch Spekulation. Das Szenario, dass Nordstream 1 um 60 Prozent reduziert worden ist, das ist ja immer ein Szenario gewesen. Deswegen haben wir von vornherein darauf hingearbeitet, dass wir möglichst gut gewappnet sind."
"Dass wir jetzt erstmal für die Jahreszeit ganz gute Speicherstände haben, ist ja Resultat von politischen Handlungen. Und nun werden wir schauen, wie sich die Lage weiterentwickelt.
BDI-Präsident Russwurm ist wegen der Gas-Knappheit besorgt. Die Industrie sei hochgradig abhängig von Gas, deswegen würden 100.000 Unternehmen Energiekosten senken, sagt er im ZDF.
... zur Frage, ob Habecks Apellen auch Verbote folgen
"Das werden wir sehen. Entscheidend ist, dass die Gasspeicher zum Winter hin gefüllt sind, und zwar bei 90 Prozent liegen, wie es das Gesetz vorschreibt."
"Wir sind jetzt bei 57 Prozent. Nicht so schlecht für die Jahreszeit, aber es fehlen eben noch einige und die müssen wir über den Sommer erwirtschaften. Das können wir durch Einkäufe tun. Das können wir durch Sparsamkeit tun. Deswegen der Appell, aber eben auch die Maßnahmen, die wir jetzt heute ergriffen haben."
Das Interview führte Christian Sievers.
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