Robert Habeck sucht in Katar nach Alternativen zum russischen Gas. Das Land ist nicht unumstritten. Energie könne man aber nicht nur aus Demokratien beziehen, so der Minister.
Nach Gesprächen in Norwegen bemüht sich Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) nun in Katar um zusätzliche Gaslieferungen. Der Grünen-Politiker traf am Samstag in dem Golfstaat ein. Die Reise ist Teil der Bemühungen, angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine die Abhängigkeit Deutschlands von russischem Gas zu verringern. Begleitet wird er von einer Wirtschaftsdelegation.
Katar ist einer der weltweit größten Exporteure von Flüssiggas (LNG). Nach seinem Besuch dort reist Habeck am Sonntagabend weiter in die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Dort soll es vor allem um eine Kooperation bei grünem Wasserstoff gehen.
Habeck: Gasversorgung für kommenden Winter nicht gesichert
Habeck sieht die Gasversorgung in Deutschland für den kommenden Winter derzeit noch nicht komplett gesichert. Dies sagte der Grünen-Politiker am Samstag vor seiner Reise im Deutschlandfunk:
Habeck warnte zugleich: "Gas wird vor allem in der Industrie zu Anfang der Lieferketten eingesetzt und dann kann es eine Art Domino-Effekt geben." Zu einer einseitigen Abhängigkeit von einem Lieferanten wie Russland sagte Habeck: "Das war einfach dämlich."
Erst weg von russischem Gas, dann hin zu grünem Wasserstoff
Es sei kurzfristig und vorübergehend mehr LNG nötig, erklärte Minister Habeck im Vorfeld. Denn man wolle "die künftige Umstellung von konventionellem Erdgas auf grünen Wasserstoff jetzt noch schneller auf den Weg bringen". Für beides seien Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate von zentraler Bedeutung.
Katar zeigte sich Ende Februar nach Aussage seines Botschafters in Berlin grundsätzlich zu größeren Gaslieferungen an Deutschland bereit. Allerdings hatte Energieminister Saad bin Scharida al-Kaabi auf bestehende langfristige Verträge seines Landes mit anderen Abnehmern verwiesen.
Menschrechtslage am Golf ist schwierig
Habeck kündigte an, dass in den Gesprächen in Katar auch die Lage bei den Menschenrechten eine Rolle spielen werde. Diese steht insbesondere mit Blick auf die Fußball-WM Ende des Jahres im Fokus. Katar hatte in den vergangenen Jahren Reformen beschlossen - Kritiker bemängeln, diese würden nur unzureichend umgesetzt.
Habeck: "Viele Opec-Staaten sind problematisch"
Habeck zufolge kann Deutschland zur Deckung des Energiebedarfs auch künftig nicht nur mit Demokratien zusammenarbeiten. "Viele Opec-Staaten sind problematisch", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" vor Beginn der Reise.
Zwischen einem nicht demokratischen Staat, bei dem die Situation der Menschenrechte problematisch ist, und einem autoritären Staat, der einen aggressiven, völkerrechtswidrigen Krieg vor unserer Tür führe, gebe es allerdings einen Unterschied, so Habeck.
Zurzeit steht und fällt Deutschlands Gasversorgung mit den Lieferungen aus Russland. Flüssiggasimporte zum Beispiel aus den USA sollen hier Abhilfe schaffen. Doch die Liefermengen sind begrenzt
Zukunftsperspektive grüner Wasserstoff
Habeck will den Bau von LNG-Terminals in Deutschland vorantreiben - diese sollen perspektivisch für den Import von grünen Wasserstoffderivaten umgerüstet werden. Die Bundesregierung sieht Gas als Brückentechnologie auf dem Weg zur Klimaneutralität.
Mittel- und langfristig steht grüner Wasserstoff im Mittelpunkt, der ohne CO2-Emissionen auf Basis erneuerbarer Energien hergestellt wird. Dieser soll die Dekarbonisierung etwa in der Stahl- und Chemieindustrie ermöglichen. Bei grünem Wasserstoff gibt es bereits eine Energiepartnerschaft mit den Vereinigten Arabischen Emiraten.
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