Klimaschutzminister Robert Habeck verteidigt im ZDF den Atomausstieg, obwohl Deutschland seine Klimaziele verfehlen wird. Er kündigt eine Energiepartnerschaft mit der Ukraine an.
Klimaschutzminister und Vize-Kanzler Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) hatte mit einer Aussage in einem Interview mit der Wochenzeitung "Die Zeit" Schlagzeilen gemacht: In den kommenden beiden Jahren werde Deutschland seine Klimaziele wohl nicht erreichen. "Das liegt daran, dass in den letzten Jahren zu wenig Erneuerbare ausgebaut wurden", sagte der Vize-Kanzler der Ampel-Koalition jetzt im ZDF heute journal.
Die Frage, ob der Atomausstieg 2011 eine Klimasünde gewesen sei, verneint er. Obwohl es möglich gewesen wäre, bis zu 18 Kohlekraftwerke abzuschalten, hätte es den Atomausstieg nicht gegeben.
Das gelte auch für Frankreich. "Wir steigen jetzt sehr schnell aus als europäisches Land, aber wir haben diesen Weg bewusst gewählt", sagt der Grünen-Politiker im ZDF.
Habeck: Erneuerbare Energien massiv ausbauen
Aber klar sei auch, dass Deutschland jetzt schnell aus der Kohle raus müsse. "Wir brauchen einen sehr schnellen und massiven Ausbau von Erneuerbaren Energien", sagt Habeck. Diese sollen dann auch eine große Menge an Energie für den Verkehrssektor oder für die Industrie liefern, wo sie auch in Wasserstoff umgewandelt werden sollen.
Das Kernkraftwerk Grundremmingen in Bayern geht vom Netz. Wie wirkt sich das auf die Region aus? Wie wird nun der Strom bezogen? Wie steht es um den Ausstieg aus der Atomkraft?
"Für die Lücken, die es immer mal wieder geben wird, werden Gaskraftwerke benötigt", sagt der Klimaschutzminister im heute journal. Die sollen dann, so Habeck, möglichst schnell auf Wasserstoff umgestellt werden. "Wenn wir das gut hinkriegen, sind wir in 15 Jahren, in 13 Jahren so weit, dass wir es geschafft hätten."
Wäre Deutschland 2011 einen anderen Weg gegangen, würden heute auf das Land laut Habeck, wie etwa in Frankreich, sehr hohe Kosten zur Wartung der Atomkraftwerke zukommen.
Ampel will Ukraine als Energiepartner unterstützen
Mit Blick auf die Debatte um Nord Stream 2, die Gaslieferungen aus Russland und die Veränderungen für die Ukraine verwies der Minister auf eine neue Partnerschaft mit der Ukraine. Der Bau der Pipeline werde in der Ukraine als Abkehr des Westens wahrgenommen, daher wolle man einen Gegenfokus aufbauen:
Habeck nennt etwa einen grünen Fonds, der aus Deutschland stark unterstützt werde. Der Fonds werde von seinem Ministerium verwaltet und umfasse "ungefähr 150 Millionen Euro".
Man habe gute Möglichkeiten mit der Ukraine, Wasserstoff in einer Partnerschaft zu produzieren. Das Geld stehe bereit für den Start einer grünen Infrastruktur in der Ukraine und eine Energiepartnerschaft zwischen der Ukraine und Europa und Deutschland. Dies sei, so Habeck, "dann der Weg, dass der Fokus Europas von der Ukraine nicht verschwindet, sollte Nord Stream 2 genehmigt werden".
Sehen Sie das vollständige Interview mit Vizekanzler Robert Habeck oben im Video.
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