Wirtschaftsminister Robert Habeck glaubt nicht, dass durch die Pipeline Nord Stream 1 je wieder Gas fließt. Die Regierung und Siemens Energy halten das Ölleck für einen Vorwand.
Wirtschaftsminister Habeck geht davon aus, dass kein Gas mehr durch Nord Stream 1 kommen wird. Um Engpässe zu vermeiden, sollen zwei AKWs bis Ende April als Reserve am Netz bleiben. Das sorgt für Uneinigkeit in der Koalition.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) rechnet nicht mehr damit, dass es künftig wieder russische Gaslieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 geben wird. "Dass Nord Stream 1 wieder aufgemacht wird, gehört nicht zu den Szenarien, von denen ich ausgehe", sagte Habeck im ZDF.
Regierung hält Lieferstopp für politisch motiviert
Russland hatte vergangene Woche seine Gaslieferungen durch Nord Stream 1 zunächst wegen Wartungsarbeiten vorübergehend gestoppt, dann jedoch wegen angeblicher technischer Probleme nicht wieder aufgenommen.
Die Bundesregierung hält den Lieferstopp für politisch motiviert. Am Montag stellte auch Kreml-Sprecher Dmitri Peskow in Moskau einen Zusammenhang zwischen dem Lieferstopp und den westlichen Sanktionen gegen Russland her. Diese waren wegen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine verhängt worden.
Russland: Reparaturen mit Sanktionen unmöglich
Die Gaslieferungen über Nord Stream 1 können nach Angaben Russlands wegen der Sanktionen bis auf weiteres nicht wieder aufgenommen werden.
Der Kreml konstatiere "mit Bedauern, dass die Verantwortung für die Situation voll und ganz bei den europäischen Staaten und den Staaten liegt, die Sanktionen gegen unser Land eingeführt haben".
Moskau hat die Pipeline Nordstream 1 wieder stillgelegt. Laut der Bundesnetz-Agentur gibt es keinen Grund für dieses erneute Abschalten.
Peskow sprach infolge des Ölaustritts einer Turbine von einer "potenziell gefährlichen Situation für den Betrieb". Aus diesem Grund könne die Turbine - und damit die Pipeline - ohne vorherige Reparaturarbeiten nicht wieder in Dienst gestellt werden. Gazprom bleibe aber ein zuverlässiger Gaslieferant.
Gazprom gibt Siemens Energy Schuld an Gasstopp
Gazprom hatte den Lieferstopp an einem angeblichen Konstruktionsfehler der von Siemens Energy gelieferten Turbine festgemacht. Wegen Brandgefahr durch den Ölaustritt sei der Weiterbetrieb verboten worden.
Nach den Worten des stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden von Gazprom wird die Pipeline Lieferungen nach Deutschland erst wieder aufnehmen, wenn Siemens Energy die fehlerhafte Anlage repariert hat. Als er gefragt wurde, wann die Pipeline wieder Gas pumpen könne, antwortete der Vize-Chef des russischen Staatskonzerts:
Siemens Energy weist Verantwortung von sich
Der Turbinenhersteller Siemens Energy weist die Darstellung von Gazprom zurück. Der Konzern erklärte: "Diese neue Darstellung können wir aufgrund der uns am Wochenende zur Verfügung gestellten Informationen nicht nachvollziehen."
Auch in der Vergangenheit sei es durch den Auftritt dieser Art von Leckagen nicht zu einem Stillstand des Betriebs gekommen, so Siemens Energy. Im Normalfall könnten die Lecks vor Ort abgedichtet werden. "Dies haben wir dem Kunden bereits gestern schriftlich mitgeteilt."
Siemens Energy erklärte zudem, dass der Konzern aktuell nicht mit Wartungsarbeiten beauftragt sei, aber bereit stehe. "Unabhängig davon, haben wir bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass in der Verdichterstation Portowaja genügend weitere Turbinen für einen Betrieb von Nord Stream 1 zur Verfügung stehen."
Welche Folgen der Ausfall von Nordstream 1 für Deutschland haben könnte:
- Wie geht es weiter mit Nord Stream 1?
Es fließt vorerst kein Gas mehr durch Nord Stream 1. Welche Auswirkungen hat das auf die Versorgung in Deutschland und den Gaspreis? Ein Überblick.