Hoffnung für die SPD, Motivation für die Grünen, Schlappe für CDU und Abstiegszone für FDP und AfD: Die Ergebnisse der Hamburg-Wahl sind auch Aufträge für die Parteien im Bund.
Sehen Sie hier den Kommentar von ZDF-Chefredakteur Peter Frey zur Bürgerschaftswahl in Hamburg.
Natürlich: In Hamburg ging es heute vor allem um Hamburg, um Umwelt, Verkehr, Wohnen, Bildung. Aber die selbstbewusste Nordmetropole hat auch bundespolitische Signale gesetzt.
Zunächst an die SPD. Sie kann noch gewinnen. Mit hanseatischem Trotz hat Hamburg den als Scholz-Klon verspotteten Peter Tschentscher deutlich im Amt bestätigt. Ein Sieg ohne die neue Parteispitze. Hamburg stimmt für eine SPD von Mitte und Vernunft.
Die Grünen mobilisieren die junge Wähler-Mitte. Aber sie wecken auch Misstrauen - bei Autofahrern und wirtschaftlich Schwächeren. Eine Volkspartei sind sie noch nicht, nicht einmal in Hamburg. Dazu müssen sie sich breiter aufstellen, Widersprüche aushalten und miteinander versöhnen.
Quelle: DPA
Die CDU ist deklassiert. Sie hat ihr Gefühl für Hamburg verloren. Statt eine konstruktive Lösung der Thüringer Krise zuzulassen, führen die Noch-Vorsitzende und ihr Generalsekretär die CDU in einen selbstzerstörerischen Richtungskampf. Das "Irrlichtern" der vergangenen Wochen verwirrt selbst treue CDU-Wähler, auch in Hamburg.
Auch für die FDP und ihren Vorsitzenden Lindner wird es eng. Mit zwei kapitalen Fehleinschätzungen - Stichwort Jamaika, Stichwort Kemmerich - hat er seine Partei vor der nächsten Bundestagswahl in die Abstiegszone geführt. Dass es keine Alternative zu Lindner gibt, ist für die FDP ein Problem.
Und schließlich die AfD. Wo ihr parlamentarischer Aufstieg begann, verliert sie jetzt. Rassismus säen und sich dann nach Gewalttaten wie in Halle und Hanau scheinheilig distanzieren - darauf haben die Hamburger heute die richtige Antwort gefunden.