#MeToo-Prozess : Weinstein drohen bis zu 140 Jahre Haft
Zweiter großer #MeToo-Prozess:Weinstein drohen bis zu 140 Jahre Haft
von Magdalena Gräfe
24.10.2022 | 16:05
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Der bereits verurteilte Filmproduzent Weinstein soll fünf weitere Frauen sexuell missbraucht haben - darunter die Frau eines Gouverneurs. Mel Gibson könnte als Zeuge aussagen.
Einst sehr mächtig und einflussreich in Hollywood: Harvey Weinstein
Quelle: Reuters
Fünf Jahre, nachdem die Enthüllungen der "New York Times" Hollywood erschütterten und weltweit die #MeToo-Debatte auslösten, steht der ehemalige Filmproduzent und verurteilte Sexualstraftäter Harvey Weinstein ab heute wieder vor Gericht. Ausgerechnet in der Stadt, in der er einst der mächtigste Mann der Filmindustrie war: Los Angeles.
Es ist der zweite große Prozess gegen den 70-Jährigen, der im Frühjahr 2020 bereits zu 23 Jahren Haft verurteilt worden war. Wie schon im New Yorker Prozess geht es auch diesmal um den sexuellen Missbrauch von jungen Frauen in der Entertainment-Industrie.
Kaliforniens "First Lady" wirft Weinstein Missbrauch vor
Die fünf Klägerinnen werfen Weinstein sexuelle Übergriffe in sieben und Vergewaltigung in vier Fällen vor. Die Vorfälle sollen zwischen 2004 und 2013 in Luxushotels in Los Angeles und Beverly Hills stattgefunden haben.
Eine der Klägerinnen ist die Schauspielerin und Dokumentarfilmerin Jennifer Siebel Newsom, die mit dem kalifornischen Gouverneur Gavin Newsom verheiratet ist. Weinstein soll sie zu Beginn ihrer Karriere, Anfang der 2000er Jahre, sexuell missbraucht haben. Einen Tag nach den Enthüllungen der "New York Times" im Oktober 2017 ging sie damit an die Öffentlichkeit.
Jennifer Siebel Newsom, Archivbild
Quelle: Aude Guerrucci/Reuters
Weinsteins Verhalten war offenes Geheimnis
Wie viele andere junge, aufstrebende Schauspielerinnen sei sie in Weinsteins Hotelzimmer gegangen, um über eine Rolle zu sprechen. Nach einiger Zeit und wie auf ein Signal hätten Weinsteins Angestellte das Zimmer verlassen.
"Plötzlich verschwanden sie und ließen mich mit dieser extrem einflussreichen und furchteinflößenden Hollywood-Legende alleine", schrieb sie 2017 in einem Essay in der "Huffington Post".
Ich war naiv, neu in der Industrie und wusste nicht, wie ich mit seinen aggressiven Annäherungsversuchen umgehen sollte.
Jennifer Siebel Newsom
Weinsteins berüchtigte Meetings in Hotelzimmern und sein übergriffiges Verhalten waren in Hollywood jahrzehntelang ein offenes Geheimnis. Doch der gefeierte Produzent, der als einflussreichster Mann Hollywoods galt, war lange unantastbar.
#MeToo setzte vor fünf Jahren im Zuge der Weinstein-Enthüllungen eine Bewegung gegen sexualisierte Gewalt in Gang. Was sich durch die Debatte seither in Deutschland verändert hat.
von Dorthe Ferber
Vorwürfe gegen Weinstein von mehr als 90 Frauen
Harvey Weinstein produzierte einige der erfolgreichsten Filme der letzten Jahrzehnte. Klassiker wie "Pulp Fiction", "Good Will Hunting", "The Kings Speech" und "Django Unchained". Erst Enthüllungen der "New York Times" brachten einen Stein ins Rollen, der die #MeToo-Bewegung auslöste und schließlich zu Weinsteins Fall und seiner Verurteilung zweieinhalb Jahre später führte.
Seitdem haben mehr als 90 Frauen Vorwürfe gegen Weinstein erhoben, die von unangebrachten Kommentaren und Anmachen, bis hin zu Vergewaltigungen reichen. Darunter auch prominente Frauen wie Angelina Jolie, Lupita Nyong’o, Ashley Judd, Madonna und Gwyneth Paltrow.
Mel Gibson könnte als Zeuge aussagen
Auch im aktuellen Fall soll es weitere prominente Frauen geben. "Einige der Opfer kennt man", sagte Mark Werksman, einer von Weinsteins Verteidigern gegenüber der "Los Angeles Times". "Einige der Frauen habt ihr in Filmen gesehen, sie waren in Werbekampagnen." Ein weiterer prominenter Zeuge ist der Schauspieler Mel Gibson, dem eine der Klägerinnen von Weinsteins Übergriff erzählt haben soll.
Der jetzige Prozess galt lange als rein symbolischer Akt, da Weinstein bereits 2020 von einem Gericht in New York zu 23 Jahren Haft verurteilt wurde. Gegen das Urteil hat er jedoch Berufung eingelegt. Gewinnt er das Revisionsverfahren in New York, könnte er aus der Haft entlassen werden.
Deshalb steigt die Bedeutung für den aktuellen Prozess in Los Angeles, der rund zwei Monate dauern soll. Im Falle einer Verurteilung drohen Weinstein bis zu 140 Jahre Haft. Der 70-Jährige weist weiterhin jede Schuld von sich und plädierte auf "nicht schuldig".