Zehntausende Menschen in Deutschland sterben jährlich wegen hoher Feinstaub-Belastung. Daher fordert das Umweltbundesamt unter anderem, auf das Heizen mit Holz zu verzichten.
Trotz deutlich besserer Luft in Deutschlands Städten sterben laut Umweltbundesamt immer noch zehntausende Menschen an den Folgen von Feinstaub. Um die Luft zu verbessern, schlug Präsident Dirk Messner unter anderem einen Abschied vom Heizen mit Holz in Haushalten vor.
Die Feinstaubbelastung werde durch Holz stärker vorangetrieben als durch Autos. "Aus Luftqualitätsperspektive richten wir hier viel Schaden an", sagte Messner am Donnerstag in Dessau.
Feinstaubbelastung durch Reifenabrieb
Messner stellte in diesem Zusammenhang die Förderung für Pellet-Heizungen infrage. Die Holzbefeuerung sei zwar ein Nullsummenspiel, was die Kohlenstoffdioxid-Emissionen angehe, sagte Messner. Sie verursache aber eben Feinstaub.
Problematisch sei zudem die Feinstaubbelastung durch Reifenabrieb im Verkehr, die auch durch Elektromobilität nicht reduziert werde.
Zehntausende vorzeitige Todesfälle wegen dauerhafter Belastung mit Feinstaub
Die Zahl der vorzeitigen Todesfälle wegen dauerhafter Belastung mit Feinstaub bezifferte das Amt unter Berufung auf die Europäische Umweltagentur auf 53.800 in Deutschland für das Jahr 2019. Von der Weltgesundheitsorganisation vorgeschlagene Werte unter anderem für Feinstaub und Stickstoffdioxid würden in Deutschland mehrheitlich überschritten.
2019 sind in der EU über 300.000 Menschen an den Folgen der Feinstaub-Belastung gestorben. 58 Prozent der Fälle hätten laut der EU-Umweltagentur verhindert werden können.
Allerdings hat sich die Luft in den vergangenen Jahren bereits deutlich verbessert: Die aktuell in Deutschland geltenden Feinstaubgrenzwerte wurden 2021 eingehalten. Damit habe sich die positive Entwicklung bei der Luftqualität der vergangenen Jahre fortgesetzt, sagte Messner.
Kritik an deutschen Grenzwerten bei Feinstaub und Stickstoffdioxid
Messner erläuterte, die WHO habe im September nach wissenschaftlichen Maßgaben neue Grenzwerte mit dem Ziel veröffentlicht, maximalen Gesundheitsschutz zu erreichen, während die deutschen Indikatoren seit 20 Jahren nicht geändert worden seien.
Legt man die WHO-Maßstäbe an, werden die Werte für gesunde Luft Messner zufolge in Bezug auf Feinstaub an 40 bis 100 Prozent der deutschen Messstationen überschritten, in Bezug auf Stickstoffdioxid an 78 Prozent der Stationen. Daher fordert er: "Wir haben seit 20 Jahren an diesen Grenzwerten nicht gearbeitet - die Message ist: Wir sollten es tun."
Die Deutsche Umwelthilfe forderte, die deutschen Grenzwerte den neuen WHO-Richtlinien anzupassen. Das sei ein "klarer Auftrag an die Bundesregierung", sagte Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.